12. Kapitel

Nun brauche ich ja, teuerster Bruder, es ihnen keineswegs gleichzutun und all das, was sie schon begangen haben und immer noch begehen, in meinem Berichte aufzuzählen. Denn wir müssen bedenken, was Gottes Bischöfen vorzubringen und zu schreiben ziemt, und bei uns soll nicht so sehr der Schmerz als die Scham das Wort führen; auch möchte ich nicht den Anschein erwecken, als ob ich mich gereizt fühlte und eher Schmähungen als wirkliche Vergehungen und Sünden auf sie häufte. Ich schweige daher von ihren Betrügereien gegenüber der Kirche und übergehe ihre Verschwörungen und Ehebrüche und ihre mannigfachen sonstigen Sünden. Nur eines, bei dem es sich nicht um mich und um Menschen, sondern um Gott handelt, glaube ich von ihrer Schuld nicht verschweigen zu dürfen: Gleich vom ersten Tag der Verfolgung an, als die Verfehlungen der Sünder noch neu und frisch waren und nicht nur die Altäre des Teufels, sondern selbst die Hände und Lippen der Gefallenen von den gräßlichen Opfern noch rauchten, hatten sie unablässig mit den Gefallenen Gemeinschaft und hielten sie von der Buße ab. Mit lauter Stimme ruft Gott: „Wer den Göttern opfert außer dem Herrn allein, der soll ausgerottet werden¹“, und der Herr sagt im Evangelium: „Wer mich verleugnet hat, den werde ich S. 231 verleugnen².“ Auch an einer anderen Stelle schweigt Gottes Unwille und Zorn nicht still, sondern sagt: „Ihnen (den Götzen) habt ihr Trankspenden ausgegossen, und ihnen habt ihr Speiseopfer dargebracht. Darüber soll ich nicht unwillig werden³?“ (spricht der Herr). Und doch verhindern sie es, daß man Gott bittet, der selbst seinen Unwillen bezeugt; sie verhindern es, daß man Christus durch Gebet und Genugtuung besänftigt, der doch erklärt, er werde den verleugnen, der ihn verleugnet.