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Œuvres Jean Cassien (360-435) Sieben Bücher über die Menschwerdung Christi (BKV)
Sechstes Buch

23. Diese synekdochische Redeweise, in welcher unter dem Theile das Ganze verstanden wird, sei den göttlichen Schriften sehr vertraut.

Was du also immer von dem Herrn Jesus Christus S. 580 aussagen magst, Das sagst du vom Ganzen und nennst in dem Sohne Gottes den Sohn des Menschen und im Menschensohne den Sohn Gottes, nach der Redefigur nemlich der Synekdoche, in welcher unter dem Theile das Ganze verstanden und der Theil mit dem Ganzen benannt wird. Dieß lehren in der That auch die hl. Schriften, in welchen der Herr oft sich dieser Redeweise bedient und nun, da er von Andern so redet, auch in Betreff seiner selbst so verstanden sein will. Denn in den göttlichen Büchern werden nicht anders zuweilen die Tage, Sachen oder Menschen oder Zeiten bezeichnet. So jene Stelle, in welcher Gott verkündet, daß Israel vierhundert Jahre den Ägyptern dienen werde, indem er zu Abraham sagt:1 „Wisse, daß fremd sein wird dein Same in einem Lande, welches nicht sein ist; man wird sie in Knechtschaft bringen und vierhundert Jahre bedrängen.“ Wenn man nun aber die ganze Zeit betrachtet, von welcher Gott geredet hat, so sind es mehr als vierhundert Jahre; sieht man dagegen nur auf jene, in welcher sie in Sklaverei waren, so sind es weniger. Wenn also die Zeit nicht nach dieser Redefigur verstanden wird, so möchte — fern sei Dieß von christlichen Gedanken — der Ausspruch Gottes unwahr scheinen. Nein, sondern da in der That von der göttlichen Verheissung an die ganze Zeitdauer mehr, die der Sklaverei aber viel weniger beträgt, so folgt, daß entweder der Theil unter dem Ganzen, oder das Ganze unter dem Theile verstanden werden kann. Nicht unähnlich geschieht auch oft die Bezeichnung der Tage und Nächte, wobei in dem Theile der ganzen Zeit beide Zeiten2 dargestellt werden, obwohl der ganze Tag, wie man es gewöhnlich auffaßt, aus beiden Zeittheilen besteht. Auf diese Weise wird ja auch klar, was bei der Zeit des Leidens unseres Herrn dunkel scheint. Denn da unter dem Beispiele des Propheten Jonas der Herr voraussagte, daß S. 581 der Menschensohn drei Tage und drei Nächte in dem Innern der Erde sein werde; er aber nach der sechsten Stunde des Freitag, an welchem er gekreuzigt wurde, nur einen Tag und zwei Nächte bei den Todten war: wie soll sich da die Wahrheit des göttlichen Wortes zeigen? Eben in der Redefigur der Synekdoche, so daß zu dem Tage, an welchem er gekreuzigt wurde, die vergangene Nacht und zu der Nacht, in welcher er auferstanden, der kommende Tag hinzugenommen wird, und so nach Zugabe der verflossenen Nacht zu ihrem Tage und des kommenden Tages zu seiner Nacht Nichts, wie wir sehen, der ganzen Zeit fehlt, da sie von ihrem Theile vertreten wird. Die hl. Schriften sind voll von Beispielen dieser Art; aber es wäre zu lang, Alles zu erwähnen. So sagt auch der Psalm:3 „Was ist der Mensch, daß du sein gedenkst?“ und versteht unter dem Theile das Ganze, indem unter der Nennung eines Menschen das Ganze des menschlichen Geschlechtes dargestellt wird. So ist es auch dort, wo Achab sündigte, aber vom ganzen Volke gesagt wird, es habe gesündigt, indem die Gesammtheit genannt, mit dem Ganzen jedoch der Theil bezeichnet wird.4 Auch Johannes, der Vorläufer des Herrn, sagt:5 „Nach mir kommt der Mann, welcher vor mir war, weil er früher war, als ich.“ Wie sagt er nun, daß Jener nach ihm kommen werde, welchen er doch als den vor ihm Gewesenen bezeichnet? Denn wenn das Nachhergeborensein vom Menschen verstanden wird, wie war er vor ihm? Wenn aber vom Worte, wie heißt es dann: „der Mann kommt nach mir,“ wenn nicht in dem einen Herrn Jesus Christus sowohl das Nachher des Menschen als das Vorher des Wortes angezeigt wird? So geschieht es, daß einer und derselbe Herr vor ihm war und nach ihm kam, weil er dem Fleische nach später war als Johannes und der Gottheit nach früher als Alle. Deßhalb zeigte Jener, indem er ihn S. 582 nur einen Mann nannte, sowohl den Menschen als das Wort, da ja unser Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, aus dem Menschen und dem Worte bestand, und er also mit der Nennung des Einen Alles bezeichnet hatte. Doch wozu noch mehr? Es würde mir ja, wie ich glaube, der Tag nicht reichen, wenn ich Alles, was hierüber gesagt werden kann, sammeln oder aufzählen wollte. Zudem ist auch das Gesagte genug, wenigstens nach unserer jetzigen Aufgabe, sowohl für die Auslegung des Symbolums, als auch für die Erledigung der Sache und das Maß des Buches.


  1. Gen. 15, 13. ↩

  2. Die Tages- und die Nachtszeit, der ganze Tag. ↩

  3. Ps. 8, 5 [Hebr. Ps. 8, 5]. ↩

  4. III. Kön. 14, 16; IV. Kön. 10, 31 [= 1. Könige und 2. Könige]. Ist mehr von Jeroboam als Achab gesagt. ↩

  5. Joh. 1, 30. ↩

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