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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Jérôme de Stridon (347-420) Dialogi contra Pelagianos libri III Dialog gegen die Pelagianer (BKV)
I. Buch

25.

Gehen wir nun zu etwas anderem über unter Anwendung der fortlaufenden Rede, doch so, daß du nach Belieben Einwendungen machen und Fragen stellen kannst.

C. Ich werde geduldig zuhören, wenn ich auch nicht sagen kann gern. Ich will den Verstand bewundern, über dessen falsches Urteil ich verblüfft bin.

A. Erst höre zu und dann prüfe, ob das, was ich sagen werde, falsch oder richtig ist!

C. Sprich, wie du willst! Ich habe beschlossen, S. 377 wenn ich nicht antworten kann, lieber zu schweigen, als mich bei einer Unwahrheit zu beruhigen.

A. Was liegt daran, ob du schweigst oder sprichst, während ich den Sieg über dich davontrage, ob ich dich, um an die Sage von Proteus1 zu erinnern, gefangen nehme im schlafenden oder wachenden Zustande?

C. Du magst nach Gutdünken sprechen. Aber du wirst Dinge zu hören bekommen, welche dir keineswegs angenehm sein werden. Denn die Wahrheit kann auf Schwierigkeiten stoßen, aber niemals besiegt werden.

A. Ich will deine Lehrsätze ein klein wenig zerpflücken, damit deine Anhänger auch erkennen, was für ein göttliches Genie sie in dir bewundern. Du sagst: „Man kann nur dann ohne Sünde sein, wenn man die Kenntnis des Gesetzes hat“2. Damit schließest du aber einen großen Teil der Christen von der Gerechtigkeit aus, du trittst als Herold der Sündlosigkeit auf und verkündest zu gleicher Zeit laut, daß fast alle Sünder seien. Wie viele Christen haben denn eine so weitgehende Kenntnis des Gesetzes, wie du sie selbst bei vielen Kirchenlehrern selten und schwerlich finden wirst? Freilich bist du so galant, daß du, um dir die Gunst deiner Amazonen zu gewinnen, an anderer Stelle schreibst: „Auch die Frauen müssen die Kenntnis des Gesetzes haben“. Aber der Apostel lehrt doch, daß die Frauen in der Kirche schweigen sollen und, falls sie etwas nicht wissen, ihre Männer zu Hause um Rat zu S. 378 fragen hätten3. Du gibst dich nicht zufrieden damit, bei deinen Verehrerinnen die Kenntnis der Schrift vorauszusetzen, du willst dich auch an ihrer Stimme und ihren Gesängen erfreuen. Fährst du doch fort mit der Aufschrift: „Auch die Frauen sollen dem Herrn lobsingen“. Wer weiß denn nicht, daß die Frauen in ihren Schlafgemächern lobsingen sollen, fern von den Zusammenkünften der Männer und den Versammlungen der Menge? Du aber erlaubst, was nicht gestattet ist, daß sie das, was in Eingezogenheit und ohne jeden Zeugen zu tun wäre, mit dem Ansehen eines Lehrmeisters laut hinausrufen.


  1. Der weissagende Meergreis Proteus wurde schlafend von dem aus Troja heimkehrenden Menelaos überfallen und um Auskunft ersucht, wie er nach Hause gelangen könne. ↩

  2. Die Zitate, welche Hieronymus anführt und bekämpft, sind einer nach Angabe des Gennadius (c. 43 ed. Richardson) vor 411 verfaßten Schrift des Pelagius entnommen. Es handelt sich um den den „Testimoniorum libri“ Cyprians nachgebildeten „Eclogarum (eulogiarum?) ex divinis scripturis liber unus, capitulorum indiciis in modum Cypriani praesignatus“. Hieronymus zitiert die tituli einer Reihe dieser capitula. Vallarsi gibt in seinem Texte die Titelnummern (öfters allerdings verschiedene Lesarten) der einzelnen Thesen an. Sie gehen, wenigstens zum Teil, auf Hieronymus zurück (vgl. den Anfang von c. 32). ↩

  3. 1 Kor. 14, 34 f. ↩

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Dialog gegen die Pelagianer (BKV)

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