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Œuvres Jérôme de Stridon (347-420) Dialogi contra Pelagianos libri III Dialog gegen die Pelagianer (BKV)
I. Buch

28.

Wer kann ertragen, was du im folgenden Kapitel auseinandersetzest? „Am Tage des Gerichtes dürfen Gottlose und Sünder keine Schonung finden, sondern im ewigen Feuer müssen sie ausgebrannt werden.“ Du gebietest ja der göttlichen Barmherzigkeit halt und urteilst vor dem Gerichtstage über den Urteilsspruch des Richters, so daß Gott, wofern er die Lasterhaften und Sünder schonen wollte, auf deine Anweisung hin davon abstehen müßte. Du sagst nämlich: „Es steht geschrieben im 103. Psalm [Hebr. 104.Ps.]: Die Sünder seien von der Erde vertilgt und die Lasterhaften seien nicht mehr1. Und bei Isaias: Die Lasterhaften und Sünder werden allzumal verbrannt werden und, die den Herrn verlassen haben, werden aufgerieben“2. Weißt du denn nicht, daß Gottes Drohungen zuweilen Milde durchklingen lassen? Denn er sagt nicht, daß sie im ewigen Feuer verbrannt werden müßten, sondern daß sie von der Erde vertilgt werden und aufhören, lasterhaft zu sein. Es ist zweierlei, ob ich sage, sie stehen vom Bösen oder von der Sünde ab, oder ob ich sage, sie gehen S. 381 ewig zugrunde und werden im unauslöschlichen Feuer verbrannt. Auch Isaias, dessen Zeugnis du anführst, sagt: „Es werden die Sünder und Lasterhaften allzumal verbrannt werden“, aber er fügt nicht hinzu: „In Ewigkeit“. „Und die den Herrn verlassen haben, werden aufgerieben werden“3. Dies gilt vor allem für die Häretiker, die aufgerieben werden, weil sie vom richtigen Wege des Glaubens abgewichen sind, wofern sie nicht gewillt sind, zu Gott, den sie verlassen haben, zurückzukehren. Dieses Urteil droht auch dir, wenn du es versäumst, dich eines Besseren zu besinnen. Was ist es übrigens für eine Kühnheit, die bösen und sündhaften Menschen mit den Gottlosen über einen Kamm zu scheren?4 Was ich unter einem Gottlosen verstehe, soll folgende Begriffsbestimmung zeigen. Jeder Gottlose ist auch ein Bösewicht und ein Sünder, aber wir können nicht umgekehrt sagen, daß jeder Sünder und Bösewicht auch gottlos sei. Gottlosigkeit im eigentlichen Sinne findet sich bei denen, die keine Kenntnis von Gott besitzen oder ihre Gotteserkenntnis in sündhafter Weise einer Veränderung unterzogen haben. Bei Sünde und Bosheit kann je nach der Art der Laster bei erfolgter Verwundung wieder Heilung stattfinden. Darum steht geschrieben: „Viele Geißeln erwarten den Sünder“5, aber es steht nichts da von ewigem Untergang. Durch alle Geißeln und Qualen wird Israel gebessert. „Wen der Herr liebt, den züchtigt er; er geißelt aber jeden, den er als Sohn annimmt“6. Es ist nicht dasselbe, ob man jemand aus S. 382 wohlwollender Gesinnung heraus, wie sie den Lehrer und den Vater beseelt, züchtigt, oder ob man aus Grausamkeit gegen seine Feinde wütet. Deshalb singen wir aber auch im ersten Psalm: „Die Gottlosen werden nicht aufstehen im Gerichte“; denn sie sind bereits zum Verderben vorausbestimmt, „noch die Sünder im Rate der Gerechten“7. Die einen werden nur der Herrlichkeit des Auferstehens verlustig werden, die anderen für immer verloren gehen8. Es heißt ferner: „Es wird die Stunde kommen, in welcher alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören sollen. Es werden hervorkommen jene, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichtes“9. Und der Apostel spricht im gleichen Sinne, weil unter Eingebung desselben Geistes, zu den Römern: „Alle, welche ohne das Gesetz gesündigt haben, werden ohne das Gesetz verloren gehen. Und alle, welche unter dem Gesetze gesündigt haben, werden durch das Gesetz gerichtet werden“10. Ohne Gesetz ist der Gottlose, der in Ewigkeit zugrunde geht. Unter dem Gesetze steht der Sünder, der an Gott glaubt, der durch das Gesetz gerichtet wird, ohne zugrunde zu gehen11. Wenn aber schon sündhafte und böse Menschen in den ewigen Feuerflammen verbrannt werden, fürchtest du dich da nicht vor deinem eigenen Urteilsspruch, da du doch zugibst, ein sünd- und fehlerhafter Mensch zu sein? Da nun nach deinen Ausführungen der Mensch tatsächlich nicht sündlos ist, sondern es bloß sein kann, so kann also nur ein solcher selig werden, wie es nie einen gegeben hat, noch S. 383 augenblicklich einen gibt, sondern wie ihn erst die Zukunft hervorbringen wird, vielleicht aber auch nicht hervorbringen wird. Es werden also alle zugrunde gehen, von denen wir lesen, daß sie je einmal gewesen sind. O du Sünder, der du dich in catonischem Stolze vor uns aufblähst und mit milonischen Schultern12 dich breit machst, sag an, woher kommt dir die Verwegenheit, für dich den Titel eines Lehrmeisters in Anspruch zu nehmen? Wenn du aber gerecht bist und nur aus Demut dich als Sünder ausgibst, dann werden wir dich bewundern und uns darüber freuen, daß du allein samt deinen Genossen etwas besitzest und aufzuweisen hast, wessen keiner der Patriarchen, keiner der Propheten, keiner der Apostel sich rühmen kann. Wenn aber Origenes behauptet, daß kein vernünftiges Geschöpf verloren gehen darf, und auch dem Teufel die Möglichkeit, Buße zu tun, zuspricht13, was geht das uns an, die wir die Ansicht vertreten, daß der Teufel und seine Genossen samt allen gottlosen und gottvergessenen Menschen für immer verloren gehen, daß aber die Christen, die in der Sünde überrascht worden sind, nach abgebüßter Strafe gerettet werden müssen.


  1. Ps. 103, 35 [Hebr. Ps. 104, 35]. ↩

  2. Is. 1, 28. ↩

  3. Is. 1, 28. ↩

  4. Die künstliche Unterscheidung, die Hieronymus vornimmt, führt sich auf allegoristische Anwandlung zurück. Die richtige Auffassung des Literalsinnes ist in den fraglichen Zitaten bei Pelagius zu suchen. Offenbar sind die Ausführungen von origenistischen Ideen beherrscht. Hieronymus nimmt zwar nicht des ἀποκατάστασις πάντων [apokatastasis pantōn] an im gleichen Umfange wie Origenes. Er nimmt vielmehr die bösen Engel und die impii (Ungläubige und Häretiker) von ihr aus, läßt aber die übrigen Sünder derselben teilhaftig werden. ↩

  5. Ps. 31, 10 [Hebr. Ps. 32, 10]. ↩

  6. Hebr. 12, 6. ↩

  7. Ps. 1, 5 [Hebr. Ps. 1, 5]. ↩

  8. Da Hieronymus einer der eifrigsten Vorkämpfer der Auferstehung alles Fleisches ist (vgl. epist. 108 ad Eustochium c. 22), so will er die Sünder schlechthin nicht von der Auferstehung ausschließen. Er will offenbar hinweisen auf die verschiedenen Stufen der Beseligung, je nachdem ob man direkt oder erst nach längerer Sühne der himmlischen Belohnung teilhaftig wird. ↩

  9. Joh. 5, 28 f. ↩

  10. Röm. 2, 12. ↩

  11. Hieronymus allegorisiert hier wieder. Der Apostel denkt an den Gegensatz zwischen Juden und Heiden. ↩

  12. Milon, ein Athlet aus Kroton, hat ein vierjähriges Rind mit der Hand getötet, über die Rennbahn getragen und an einem Tage verzehrt. Pelagius war, wie sich auch aus dem Vorwort zum dritten Buche des Jeremiaskommentars ergibt, eine große und kräftige Erscheinung. ↩

  13. Hieronymus sieht also nur in der Lehre von der einstigen Rechtfertigung des Teufels eine Häresie, wie sich z. B. auch aus epist. 61 ad Vigilantium c. 2 ergibt. An dieser Stelle tadelt er nicht die Lehre von der ἀποκατάστασις [apokatastasis] im allgemeinen, sondern nur soweit sie sich auf den Teufel bezieht. Er vertritt sie also noch in späterer Zeit für alle Gläubigen. ↩

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Dialog gegen die Pelagianer (BKV)

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