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Leben des hl. Einsiedlers Hilarion (BKV)
1.
S. 33 Ehe ich das Leben des hl. Hilarion schreibe, will ich denjenigen anrufen, der in ihm seine Wohnstätte aufgeschlagen hatte, den Heiligen Geist. Wie er jenen so reichlich mit seinen Tugendgaben ausgestattet hat, möge er auch mir das Wort in den Mund legen, um so zu schildern, daß die Worte auch die Tatsachen richtig wiedergeben. Denn nach einem Ausspruche des Crispus1 werden die Tugenden der Helden geschätzt S. 34 nach den Lobsprüchen, in welchen edle Geister sie gepriesen haben. Der große Mazedonier Alexander, den Daniel bald einen Widder, bald einen Parder, bald einen Ziegenbock nennt,2 rief an Achills Grabhügel aus, indem er auf Homer anspielte: „Glücklich bist du, o Jüngling, da du einen solchen Herold deiner Verdienste gefunden hast!"3 Ich soll nun den Lebenslauf eines so großen und berühmten Mannes beschreiben, daß selbst Homer, wenn er zugegen wäre, mich um den Stoff beneiden würde, ja ihm vielleicht nicht einmal gewachsen wäre. Zwar hat der heilige Bischof Epiphanius von Salamis auf Cypern, der sehr viel mit Hilarion verkehrte, in einem kurzen Brief, der allgemein verbreitet ist, dessen Lob gesungen4. Aber es ist doch zweierlei, ob man in allgemeinen Ausdrücken einen Toten verherrlichen, oder ob man seine Vorzüge im einzelnen schildern will. Wenn ich nun, hauptsächlich um ihn zu ehren, nicht um ihn zu tadeln, an das von ihm begonnene Werk herantrete, so verachte ich die Worte böswilliger Menschen, die einst meinen Paulus heruntergerissen haben und jetzt vielleicht auch über den Hilarion herziehen werden. Jenem machten sie einen Vorwurf aus seinem Einsiedlerleben, diesen werden sie wegen seines Wirkens in der Öffentlichkeit angreifen. Von dem einen, der immer verborgen war, sagen sie, er habe überhaupt nicht existiert; der andere aber, den viele gesehen haben, wird von ihnen gering geschätzt werden. Ähnlich handelten ja einst auch ihre Vorfahren, die Pharisäer, denen weder die Einsamkeit und die Abtötung des Johannes, noch die Volksmassen um den Heiland oder seine Speisen und seine Getränke gefallen konnten. Doch nun will ich Hand anlegen und S. 35 mich, ohne weiter darauf zu achten, von den scylläischen Hunden anbellen lassen5.
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Sallustius Crispus, De coniur. Catil. VIII, 4. ↩
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Vgl. Dan. 7, 6 und 8, 21. Der 8, 3 zuerst genannte Widder wird jedoch nicht auf Alexander, sondern nach 8, 20 auf die Könige der Meder und Perser bezogen. Vielleicht ist Hieronymus schuldlos an dem Irrtum, da nach zwei Vatikanischen Handschriften arietem durch bellua ersetzt ist und in einer anderen ganz fehlt. ↩
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Arrian, Anabasis I, 12. ↩
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Epiphanius lebte von 315 — 403. Der in Frage stehende Brief ist nicht mehr erhalten. ↩
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Vgl. Homer, Od. XII, 85 ff. ↩
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The Life of S. Hilarion
1.
Before I begin to write the life of the blessed Hilarion I invoke the aid of the Holy Spirit who dwelt in him, that He who bestowed upon the saint his virtues may grant me such power of speech to relate them that my words may be adequate to his deeds. For the virtue of those who have done great deeds is esteemed in proportion to the ability with which it has been praised by men of genius. Alexander the Great of Macedon who is spoken of by Daniel as the ram, or the panther, or the he-goat, on reaching the grave of Achilles exclaimed “Happy Youth! to have the privilege of a great herald of your worth,” meaning, of course, Homer. I, however, have to tell the story of the life and conversation of a man so renowned that even Homer were he here would either envy me the theme or prove unequal to it. It is true that that holy man Epiphanius, bishop of Salamis in Cyprus, who had much intercourse with Hilarion, set forth his praises in a short but widely circulated letter. Yet it is one thing to praise the dead in general terms, another to relate their characteristic virtues. And so we in taking up the work begun by him do him service rather than wrong: we despise the abuse of some who as they once disparaged my hero Paulus, 1 will now perhaps disparage Hilarion; the former they censured for his solitary life; they may find fault with the latter for his intercourse with the world; the one was always out of sight, therefore they think he had no existence; the other was seen by many, therefore he is deemed of no account. It is just what their ancestors the Pharisees did of old! they were not pleased with 2 John fasting in the desert, nor with our Lord and Saviour in the busy throng, eating and drinking. But I will put my hand to the work on which I have resolved, and go on my way closing my ears to the barking of Scylla’s hounds.