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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Jérôme de Stridon (347-420) Epistulae Briefe (BKV)
II.b. Aszetische Briefe: Mahnbriefe
117. An Mutter und Tochter in Gallien

10.

Du wirst natürlich wieder von mir behaupten, ich S. 345 sei boshaft und mißtrauisch und mache mir eine Freude daraus, mit Gerüchten hausieren zu gehen. Ich mißtrauisch? Ich übelwollend? Habe ich doch schon zu Beginn meines Briefes betont, daß ich gerade deshalb schreibe, weil ich nichts Böses argwöhne. Oder bist Du so nachlässig, so zügellos, so gleichgültig gegen meine Warnung, daß Du, obwohl Du erst 25 Jahre zählst, einen jungen Menschen, an dem kaum die ersten Barthaare wahrzunehmen sind, in Deinen Armen wie in einem Jagdnetz umstrickt hältst, diesen famosen Erzieher, so recht geeignet, Dich zu mahnen und durch seinen ernsten Blick in Schach zu halten? Wenn man auch in keinem Alter vor den Regungen der bösen Lust sicher ist, so bewahrt doch das greise Haar vor offenkundiger Schande. Bald wird die Zeit kommen, vergeht doch ein Tag, ehe Du Dich dessen versiehst, wo Dein Angebeteter sich nach einer reicheren und jüngeren umsehen wird; denn die Frauen altern schnell, besonders wenn sie mit Männern zusammenleben. Zu spät wirst Du Dein starrsinniges Gebaren bereuen, wenn Dein Vermögen und Dein guter Ruf dahin sind, wenn endlich die gottlose Verbindung ihr glückliches Ende findet. Es sei denn, Du bist seiner ganz sicher und brauchst eine Trennung nicht zu fürchten, weil Eure gegenseitige Zuneigung im Laufe der Zeit ständig zugenommen hat.

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