Einleitung zu den „Epitome"
S. 129 Der von Laktantius um 315 verfaßte und von ihm selbst „Epitome“ genannte Auszug aus den göttlichen Unterweisungen, dem „Bruder Pentadius“ gewidmet, folgt zwar im allgemeinen dem Gang des größeren Werkes, ist aber in der Behandlung des Stoffes und in der Sprache als selbständige Arbeit zu betrachten.
Zunächst erörtert der Verfasser die Frage: Gibt es einen Gott oder mehrere Götter, wie ist der Glaube an die vielen Götter entstanden? Die Gottheiten der Griechen and die oft seltsamen Gottheiten der Römer seien ursprünglich Menschen gewesen; in den heidnischen Opfergebräuchen und im ganzen Götterdienste treiben die Dämonen mit dem Aberglauben der Menschen ihr Spiel. Die heidnische Philosophie habe nichts getan, um die Menschen über ihr Verhältnis zu Gott aufzuklären; sie sei sich selbst über die wichtigsten Fragen, wie über das höchste Gut des Menschen, das in der seligen Unsterblichkeit liege, völlig im unklaren gewesen, und habe sich durch ihre eigenen Widersprüche um alles Ansehen gebracht.
Dann geht der Verfasser über auf die wahre Weisheit, die in Christus erschienen ist; Christus, der Sohn Gottes, sei den Verheißungen der Propheten gemäß auf Erden erschienen und habe durch sein Wort und durch sein wunderbares Leben und Sterben die wahre Weisheit gelehrt. Durch ihn müssen alle Gott erkennen, worin die höchste Weisheit liege; nach seiner Anweisung müssen alle die Gerechtigkeit üben, die Leidenschaften beherrschen, die Vergnügungen fliehen und auch in der äußersten Verfolgung die Treue und Standhaftigkeit gegen Gott bewahren. Denn seine Religion werde gehaßt und verfolgt von denen, die sie nicht kennen oder nicht annehmen, weil eben die Wahrheit Haß S. 130 erzeugt. Wer aber die Treue bewahre und immer bußfertigen Sinn hege, auch wenn er sich keiner Verschuldung bewußt ist, der wird im tausendjährigen Reiche, dessen Beginn nahe ist, mit Christus und den Gerechten auf Erden herrschen und nach der Vollendung der Dinge und der allgemeinen Auferstehung in seliger Unsterblichkeit ewig Gott dienen. Mit der schönen Ermahnung, immer die Unschuld zu bewahren, möglichst vielen zu nützen und uns unverwesliche Schätze durch gute Werke zu erwerben, damit wir beim Gerichte Gottes die Krone der Treue, d. h. die Belohnung der Unsterblichkeit erlangen, schließt der Verfasser.
Kap. 1—6. Die Einheit Gottes.
Kap. 7—26. Die griechischen und römischen Gottheiten, ihre Entstehung und Verehrung
Kap. 27—29. Der Mensch; die Engel: das Böse.
Kap. 30—40. Die heidnische Philosophie und die heidnischen Philosophen: Pythagoras, Sokrates, Plato, Epikur usw.
Kap. 41—51. Die wahre Weisheit fällt mit der wahren Religion zusammen, die Christus den Menschen verkündet hat. Christi zweifache Geburt; sein Leiden und Sterben, seine Auferstehung und Himmelfahrt. Die Verwerfung der Juden und die Berufung der Heiden.
Kap. 52—60. Die Ursachen des Hasses gegen die Christen; die wahre Gottesverehrung kann nicht von der Gerechtigkeit getrennt werden.
Kap. 61—67. Die Leidenschaften; die Schauspiele; die Pflichten der Barmherzigkeit und Standhaftigkeit; die Buße.
Kap. 68—73. Endzweck der Welt; die Unsterblichkeit der Seele; die letzten Zeiten; das tausendjährige Reich; die selige Unsterblichkeit.