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A Treatise on the Anger of God
Chap. I.--Of Divine and Human Wisdom.
I have often observed, Donatus, that many persons hold this opinion, which some philosophers also have maintained, that God is not subject to anger; since the divine nature is either altogether beneficent, and that it is inconsistent with His surpassing and excellent power to do injury to any one; or, at any rate, He takes no notice of us at all, so that no advantage comes to us from His goodness, and no evil from His ill-will. But the error of these men, because it is very great, and tends to overthrow the condition of human life, must be refuted by us, lest you yourself also should be deceived, being incited by the authority of men who deem themselves wise. Nor, however, are we so arrogant as to boast that the truth is comprehended by our intellect; but we follow the teaching of God, who alone is able to know and to reveal secret things. But the philosophers, being destitute of this teaching, have imagined that the nature of things can be ascertained by conjecture. But this is impossible; because the mind of man, enclosed in the dark abode of the body, is far removed from the perception of truth: and in this the divine nature differs from the human, that ignorance is the property of the human, knowledge of the divine nature.
On which account we have need of some light to dispel the darkness by which the reflection of man is overspread, since, while we live in mortal flesh, we are unable to divine by our senses. But the light of the human mind is God, and he who has known and admitted Him into his breast will acknowledge the mystery of the truth with an enlightened heart; but when God and heavenly instruction are removed, all things are full of errors. And Socrates, though he was the most learned of all the philosophers, yet, that he might prove the ignorance of the others, who thought that they possessed something, rightly said that he knew nothing, except one thing--that he knew nothing. For he understood that that learning had nothing certain, nothing true in itself; nor, as some imagine, did he pretend 1 to learning that he might refute others, but he saw the truth in some measure. And he testified even on his trial (as is related by Plato) that there was no human wisdom. He so despised, derided, and cast aside the learning in which the philosophers then boasted, that he professed that very thing as the greatest learning, that he had learnt that he knew nothing. If, therefore, there is no human wisdom, as Socrates taught, as Plato handed down, it is evident that the knowledge of the truth is divine, and belongs to no other than to God. Therefore God must be known, in whom alone is the truth. He is the Parent of the world, and the Framer of all things; who is not seen with the eyes, and is scarcely distinguished by the mind; whose religion is accustomed to be attacked in many ways by those who have neither been able to attain true wisdom, nor to comprehend the system of the great and heavenly secret.
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Simulavit: others read "dissimulavit," concealed his knowledge. ↩
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Vom Zorne Gottes (BKV)
1. Anlaß der Schrift.
S. 69 Oftmals habe ich wahrgenommen, lieber Donatus, daß sehr viele die Ansicht hegen, die auch einige der alten Philosophen gehegt haben, daß Gott nicht zürne1, sei es weil die göttliche Wesenheit lediglich nur guttätig sei und es der vorzüglichsten und besten Macht nicht zukomme, jemand zu schaden, oder doch weil Gott sich überhaupt um nichts kümmere, so daß uns weder aus seinem Wohltun ein Gut noch aus seinem Übeltun ein Schaden erwachsen kann. Dieser Irrtum ist sehr folgenschwer und würde den Umsturz der Ordnung des menschlichen Lebens nach sich ziehen; er bedarf daher einer eingehenden Widerlegung, damit nicht auch du ihm anheimfallest auf das Ansehen von Männern hin, die sich für weise halten. Doch sind wir nicht so unbescheiden, uns zu rühmen, als hätten wir mit eigenem Scharfsinn die Wahrheit erfaßt; wir folgen nur der Lehre Gottes, der allein das Verborgene wissen und offenbaren kann. Diese Lehre war den Philosophen unbekannt; darum glaubten sie, das Wesen der Dinge durch Mutmaßung erraten zu können. Das kann aber in keiner Weise geschehen. Denn der Geist des Menschen, von der dunklen Wohnung des Leibes umschlossen, ist weit entfernt von der Erkenntnis der Wahrheit, und gerade dadurch unterscheidet sich die Gottheit von der Menschheit, daß dem Menschen das Nichtwissen, der Gottheit das Wissen eigen ist. Daher bedürfen wir irgendeines Lichtes, das die Finsternis verscheucht, die über dem ganzen Denken des Menschen liegt; denn im sterblichen Fleische können wir mit unseren Sinnen das Göttliche nicht erfassen. Das Licht nun des S. 70 menschlichen Geistes ist Gott; wer Gott kennt und in sein Inneres aufnimmt, dem erleuchtet sich das Herz, und er erkennt das Geheimnis der Wahrheit. Nimmt man aber Gott und die himmlische Unterweisung hinweg, so ist alles voll Irrtum, und mit Recht hat Sokrates, der gelehrteste aller Philosophen, zur Beschämung der übrigen, die sich irgendein Wissen beilegten, den Ausspruch getan, er wisse nur das eine, daß er nichts wisse; denn er sah ein, daß jene Gelehrsamkeit nichts Verlässiges, nichts Wahres an sich habe, und er sprach sich selbst nicht, wie manche glaubten, die Wissenschaft ab, um andere der Unwissenheit zu überführen, sondern er sah zu einem Teile die Wahrheit; und er hat nach Platos Überlieferung auch vor Gericht bezeugt, daß die menschliche Weisheit so gut wie nichts ist. So sehr hat Sokrates die Gelehrsamkeit, mit der damals die Philosophen sich brüsteten, mit Spott und Geringschätzung zurückgewiesen, daß er gerade das als höchste Wissenschaft erklärte, daß er nichts zu wissen gelernt habe. Wenn es demnach keine menschliche Weisheit gibt, wie Sokrates gelehrt und Plato überliefert hat, so erhellt von selbst, daß es eine göttliche gibt und daß niemand anderem als Gott die Kenntnis der Wahrheit zukommt. Man muß also Gott erkennen, in dem allein die Wahrheit ist; man muß jenen Vater und Schöpfer des Alls erkennen, den man mit leiblichen Augen nicht schauen und kaum mit dem Geiste wahrnehmen kann. Seine Religion pflegt auf vielfache Weise von denen angegriffen zu werden, die weder die wahre Weisheit zu besitzen noch das große und himmlische Geheimnis zu erfassen vermochten.
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Unter Gnade und Zorn ist die belohnende und strafende Gerechtigkeit Gottes zu verstehen. ↩