Traduction
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Summe der Theologie
Dritter Artikel. Die Tierseelen haben kein Sür-sich-bestehen.
a) Dem steht entgegen: I. Die „Art“ ist Mensch oder Tier gemeinsam. Des Menschen Seele aber hat ein Für-sich-sein, also auch die des Tieres. II. Wie die sichtbaren Dinge sich verhalten zu den Sinnen, so das geistig Erkennbare zur Vernunft. Letztere aber bedarf keines Körpers, um vernünftig zu erkennen. Also erfaßt auch der Sinn das Sichtbare, ohne eines Körpers zu bedürfen. Da nun die Tierseelen sinnlicher Wahrnehmungen fähig sind, so sind sie aus demselben Grunde für sich bestehend wie die der Menschen. III. Die Tierseele bewegt den Körper. Wäre sie somit ein Körper, so würde sie nur in dem Falle bewegen, daß sie selber bewegt wird. Die Seele aber wird an und für sich nicht bewegt, wie aus Art. 1 ad I. her vorgeht. Also hat die Tierseele eine Thätigkeit, an der kein Körper teilnimmt, nämlich das Bewegen des Körpers und somit hat sie auch ein körperloses Sein oder ein Für-sich-bestehen. Auf der anderen Seite heißt es im lib. de eccl. Dogma. c. 16. et 17.: „Die Seele des Menschen hat, wie der Glaube uns überzeugt, ein Für-sich-bestehen und ist Substanz; es kommt dies den Tierseelen nicht zu.
b) Ich antworte; die alten Philosophen unterschieden nicht zwischen Sinn und Vernunft; sondern hielten beide für körperlich. Plato unterschied wohl, aber er schrieb die sinnliche Auffassung ebenfalls einem unkörperlichen Princip zu; der Seele nämlich an und für sich, nicht auf Grund des Körpers. Und demnach waren nach ihm auch die Tierseelen für sich bestehend. Aristoteles (I. de anima; III. de anima) aber nahm an, daß nur das geistige Verstehen ohne körperliches Organ sich vollziehe. Fühlen aber und die entsprechenden Thätigleiten der sinnlichen Seele geschehen offenbar mit und vermittelst einer körperlichen Veränderung, wie beim Sehen z. B. in der Pupille eine Änderung vor sich geht gemäß der besondern Art Farbe. Und so hat die Tierseele keine Thätigkeit, welche sie allein für sich vollzöge; vielmehr ist all ihr Thätigsein ihr wesentlich nur eigen, soweit sie mit dem Körper verbunden ist. Da die Tierseelen also für sich allein nicht thätig sind, haben sie auch kein Für-fich-bestehen.
c) I. Der Mensch gehört einer anderen Gattung an wie das Tier. Nicht jede verschiedene Gattungsform aber ist begleitet von einer Verschiedenheit in der „Art“. II. Der Sinn ist allerdings ebenso im Zustande des Vermögens mit Rücksicht auf seinen Gegenstand, wie die Vernunft es ist mit Rücksicht auf den ihrigen. Beide Kräfte haben aus sich nur ein Können für ihre Thätigkeit und schließen ihren einzelnen Gegenstand nicht von Natur aus in sich ein. Jedoch besteht die Unähnlichkeit darin, daß der Sinn unter dem Sichtbaren leidet; er empfängt von außen her in der Weise, daß das entsprechende körperliche Organ eine Änderung erfährt. Deshalb verdirbt und zerstört das in hervorragendem Maße sinnlich Wahrnehmbare den Sinn; das zu große Licht blendet, der zu starke Schall macht taub. Das ist aber bei der Vernunft nicht der Fall. Je höher im Grade des Vernünftigen das Erkennbare steht, desto mehr erkennt nachher die erkennende Vernunft das weniger geistig Lichtvolle. Und wird der Mensch durch das geistige Erkennen ermüdet, so rührt dies nicht von der Thätigkeit des Erkennens her, sondern weil das stoffliche Organ der Phantasie ermüdet ist im Vorlegen der Phantasiebilder. III. Die Kraft zu bewegen ist eine doppelte. Die eine schließt in sich selber, in ihrer Natur, Bewegung ein, nämlich die Begehrungskraft. Und die Thätigkeit dieser in der sinnlichen Seele besteht nicht ohne Körper; der Zorn, die Freude und derartige Leidenschaften sind vielmehr immer zusammen mit einer Veränderung im Körperlichen. Die andere Bewegungskraft ist die ausführende. Durch sie werden die Glieder befähigt, dem Begehren zu folgen; und die Thätigkeit des letzteren ist somit vielmehr bewegen wie bewegt werden. Bewegen ist also keine Thätigkeit der Sinnenseele, die da ohne Körper sich vollziehen könnte.
Edition
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Summa theologiae
Articulus 3
Iª q. 75 a. 3 arg. 1
Ad tertium sic proceditur. Videtur quod animae brutorum animalium sint subsistentes. Homo enim convenit in genere cum aliis animalibus. Sed anima hominis est aliquid subsistens, ut ostensum est. Ergo et animae aliorum animalium sunt subsistentes.
Iª q. 75 a. 3 arg. 2
Praeterea, similiter se habet sensitivum ad sensibilia, sicut intellectivum et intelligibilia. Sed intellectus intelligit intelligibilia sine corpore. Ergo et sensus apprehendit sensibilia sine corpore. Animae autem brutorum animalium sunt sensitivae. Ergo sunt subsistentes, pari ratione qua et anima hominis, quae est intellectiva.
Iª q. 75 a. 3 arg. 3
Praeterea, brutorum animalium anima movet corpus. Corpus autem non movet, sed movetur. Anima ergo bruti animalis habet aliquam operationem sine corpore.
Iª q. 75 a. 3 s. c.
Sed contra est quod dicitur in libro de Eccl. Dogmat., solum hominem credimus habere animam substantivam; animalium vero animae non sunt substantivae.
Iª q. 75 a. 3 co.
Respondeo dicendum quod antiqui philosophi nullam distinctionem ponebant inter sensum et intellectum, et utrumque corporeo principio attribuebant, ut dictum est. Plato autem distinxit inter intellectum et sensum; utrumque tamen attribuit principio incorporeo, ponens quod, sicut intelligere, ita et sentire convenit animae secundum seipsam. Et ex hoc sequebatur quod etiam animae brutorum animalium sint subsistentes. Sed Aristoteles posuit quod solum intelligere, inter opera animae, sine organo corporeo exercetur. Sentire vero, et consequentes operationes animae sensitivae, manifeste accidunt cum aliqua corporis immutatione; sicut in videndo immutatur pupilla per speciem coloris; et idem apparet in aliis. Et sic manifestum est quod anima sensitiva non habet aliquam operationem propriam per seipsam, sed omnis operatio sensitivae animae est coniuncti. Ex quo relinquitur quod, cum animae brutorum animalium per se non operentur, non sint subsistentes, similiter enim unumquodque habet esse et operationem.
Iª q. 75 a. 3 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod homo, etsi conveniat in genere cum aliis animalibus, specie tamen differt, differentia autem speciei attenditur secundum differentiam formae. Nec oportet quod omnis differentia formae faciat generis diversitatem.
Iª q. 75 a. 3 ad 2
Ad secundum dicendum quod sensitivum quodammodo se habet ad sensibilia sicut intellectivum ad intelligibilia, inquantum scilicet utrumque est in potentia ad sua obiecta. Sed quodammodo dissimiliter se habent, inquantum sensitivum patitur a sensibili cum corporis immutatione, unde excellentia sensibilium corrumpit sensum. Quod in intellectu non contingit, nam intellectus intelligens maxima intelligibilium, magis potest postmodum intelligere minora. Si vero in intelligendo fatigetur corpus, hoc est per accidens, in quantum intellectus indiget operatione virium sensitivarum, per quas ei phantasmata praeparantur.
Iª q. 75 a. 3 ad 3
Ad tertium dicendum quod vis motiva est duplex. Una quae imperat motum, scilicet appetitiva. Et huius operatio in anima sensitiva non est sine corpore; sed ira et gaudium et omnes huiusmodi passiones sunt cum aliqua corporis immutatione. Alia vis motiva est exequens motum, per quam membra redduntur habilia ad obediendum appetitui, cuius actus non est movere, sed moveri. Unde patet quod movere non est actus animae sensitivae sine corpore.