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Œuvres Thomas d'Aquin (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 37

Zweiter Artikel. Die Zwietracht ist eine Tochter der eitlen Ruhmgier.

a) Dies scheint nicht. Denn: I. Die Zwietracht ist eine Tochter des Zornes, nach Prov. 15.: „Der zornige ruft Streit hervor.“ II. Augustin schreibt zu Joh. 7. (tract. 32. in Joan.): „Der Neid trennt, die Liebe verbindet.“ Also ist der Neid die Quelle der Zwietracht. III. Aus der Zwietracht entstehen viele Übel, nach Hieronymus zu Matth. 12. (Omne regnum contra se divisum): „Wie kleine Dinge durch Eintracht wachsen, so gehen durch Zwietracht die größten zu Grunde.“ Also muß die Zwietracht selbst als Hauptsünde angesehen werden. Auf der anderen Seite steht die Autorität Gregors. (31. moral. 17.)

b) Ich antworte, die Zwietracht schließe Verschiedenheit in der Willensrichtung ein, insofern der Wille des einen an dem Einen festhält und der des anderen am Anderen. Daß aber der Wille Jemandes am Eigenen festhält, rührt daher, weil er das Eigene vorzieht dem der anderen; und geschieht dies in ungeregelter Weise, so ist es Stolz und eitle Ruhmgier. Demgemäß wird die Zwietracht, kraft deren jemand das Eigene festhält und sich entfernt von dem, was dem anderen angehört, als Tochter der eitlen Ruhmgier bezeichnet.

c) I. Der Streit ist nicht dasselbe wie die Zwietracht. Denn der Streit besteht im äußeren Werke und wird somit vom Zorne verursacht, der einen Menschen bewegt, dem anderen zu schaden; dagegen besteht die Zwietracht in der Trennung der Willensrichtungen, welche im Stolze oder in der eitlen Ruhmgier ihre Quelle hat. II. Soweit das Abweichen vom anderen in Betracht kommt, der Ausgangspunkt also, wird die Zwietracht vom Neide verursacht. Wird der Abschlußpunkt erwogen, zu dem man hingelangt, nämlich das Festhalten am Eigenen, so ist ihr Quell die eitle Ruhmgier. Und weil überall der Endzweck vorwiegt dem Ausgangspunkte, so ist die Zwietracht vielmehr eine Tochter der eitlen Ruhmgier wie des Neides. III. „Die Kraft ist desto stärker, je mehr sie geeint ist; durch die Trennung wird sie minder,“ sagt der lib. de causis prop. 17. Das gehört also zur eigentlichsten Wirkung der Zwietracht, die da ist Teilung der Willensrichtungen; — nicht aber gehört es zum Ursprünge der verschiedenen Sünden aus der Zwietracht und nur dies hat den Charakter einer Hauptsünde.

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