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Œuvres Thomas d'Aquin (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 46

Zweiter Artikel. Die Thorheit als Sünde.

a.) Die Thorheit ist keine Sünde. Denn: I. Von der Natur kommt keine Sünde. Manche aber sind dumm von Natur. II. Alle Sünde ist freiwillig. Die Thorheit aber ist nicht freiwillig. III. Keinem göttlichen Gebote steht die Dummheit oder Thorheit entgegen; also ist sie keine Sünde. Aus der anderen Seite „richtet ihr Glück die Thoren zu Grunde.“ (Prov. 5.) Nur wegen einer Sünde aber geht man zu Grunde. Also ist die Thorheit Sünde.

b) Ich antworte, die Thorheit schließe eine gewisse Schwerfälligkeit im Urteilen über den Endzweck oder über die höchste Ursache ein. Das kann nun von der natürlichen Beschaffenheit der betreffenden Organe kommen, wie bei den von Natur Stumpfsinnigen; — und solche Thorheit ist keine Sünde. Dann kann es kommen von der zu großen Anhänglichkeit an das Irdische, worin die Seele gleichsam wie eingetaucht erscheint und somit ungeeignet für alles Urteil über Höheres, nach 1. Kor. 2.: „Der sinnliche Mensch faßt nicht auf das, was des göttlichen Geistes ist,“ wie ja auch jene, deren Zunge angesteckt ist, nichts Süßes schmecken; und so ist die Thorheit Sünde.

c) I. Damit beantwortet. II. Die Thorheit selber will zwar niemand. Aber er will das, wovon solche Thorheit die Folge ist; nämlich seinen Sinn abziehen vom Geistigen und eintauchen ins Irdische. Auch der wollüstige will nicht direkt die Sünde, sondern das Ergötzen, und möchte dieses ohne Sünde. III. Die Thorheit steht gegenüber den Geboten, welche die Betrachtung der Wahrheit vorschreiben; vgl. Kap. 16.

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