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Œuvres Thomas d'Aquin (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 66

Neunter Artikel. Der Raub ist eine schwerere Sünde wie der Diebstahl.

a Das Gegenteil scheint wahr. Denn: I. Zum Diebstahl tritt noch hinzu Lug und Trug, was beim Raube nicht der Fall ist. II. Die Menschen schämen sich mehr über Diebstahl wie über Raub. Der Gegenstand des Schämens aber ist das Schimpfliche, nach Ethic. ult. Also. III. Der Diebstahl ist umfassender und gefährlicher. Denn durch denselben schadet man allen: Großen und Kleinen; während man durch Rauben nur den Machtlosen schadet. Also ist der Diebstahl eine größere Sünde wie der Raub. Auf der anderen Seite bestrafen die Gesetze schwerer den Raub wie den Diebstahl.

b) Ich antworte, das Sündhafte im Diebstahle und Raube sei bedingt durch das Moment des Unfreiwilligen auf seiten des besitzenden. Nun ist etwas in höherem Grade unfreiwillig, wenn Zwang zu Grunde liegt, wie beim Raube, als wenn Unkenntnis zu Grunde liegt, wie beim Diebstahle; weil der Zwang unmittelbarer dem freien Willen gegenübersteht wie die Unkenntnis. Also ist Raub eine schwerere Sünde wie Diebstahl. Dazu kommt, daß der Raub neben dem Nachteile, der dem Besitze zugefügt wird, auch für die Person (des beraubten) eine gewisse Schande und ein Unrecht einschließt; und das überwiegt die List und den Trug, der den Diebstahl begleitet.

c) I. ist damit beantwortet. II. Die sinnlichen Menschen finden einen Grund für Ruhm in der Äußerung von körperlicher Kraft, die beim Raube hervortritt; und auf Grund dessen übersehen sie die Schwere und das Beschämende der damit verbundenen Schuld. Deshalb ist der Raub minder beschämend wie der Diebstahl. III. Der Schaden, den der Raub verursacht, ist größer; und auch deshalb ist der Raub verabscheuungswürdiger wie der Diebstahl, wenn dieser auch mehreren schadet.

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