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Œuvres Thomas d'Aquin (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 83

Fünfter Artikel. Im Gebete müssen wir etwas Bestimmtes von Gott erbitten.

a) Dem steht entgegen: I. Nach Damascenus ist das Gebet „ein Flehen um das, was uns beilsam ist.“ Also ist unwirksam unser Gebet, wenn wir um etwas Nutzloses bitten, nach Jakob. 4.: „Ihr betet und empfanget nicht, weil ihr schlecht betet.“ Nach Röm. 8. aber „wissen wir nicht zu beten wie es sich schickt.“ Also müssen wir um nichts Bestimmtes beten. II. Beten wir um etwas Bestimmtes, so wollen wir den Willen Gottes zu dem hinneigen, was wir wollen. Wir müssen aber vielmehr dahin wirken, daß wir wollen das, was Gott will. Also müssen wir um nichts Bestimmtes beten. III. Übles dürfen wir von Gott nicht erbitten. Zu dem, was gut ist aber, ladet Gott selber uns ein. Also ist es unnütz, um etwas Bestimmtes zu beten. Auf der anderen Seite lehrt der Herr selbst im Vaterunser, um etwas Bestimmtes zu bitten.

b) Ich antworte, nach Maximus Valerius (lib. 7. c. 2. de Socrate phil.) lehrte Sokrates, „man solle die unsterblichen Götter um nichts Anderes bitten, als daß sie uns Gutes verleihen wollen; — denn sie wüßten, was uns nützlich wäre; wir dagegen täuschten uns darin sehr oft.“ Diese Meinung ist in etwa richtig; nämlich mit Bezug auf jene Güter, deren wir uns gut oder schlecht bedienen können. Denn, so heißt es da weiter, „die Reichtümer gereichten vielen zum Verderben; die Ehren verschlechterten zahlreiche Menschen; das Ende der Herrschaft ist manchmal schrecklich; glänzende Heiraten richten bisweilen ganze Familien durchaus zu Grunde.“ Wodurch wir aber in jedem Falle zur Seligkeit gelangen, was einen schlechten Ausgang nicht haben kann, darum können wir schlechthin und bedingungslos beten, nach Ps. 79.: „Zeige uns Dein Antlitz und wir werden heil sein;“ oder Ps. 118.: „Führe mich auf dem Pfade Deiner Gebote.“

c) I. Der Mensch weiß zwar nicht aus sich, worum er schicklicherweise beten soll; „der Geist aber (l. c.) hilft unserer Schwäche,“ indem er heilsame Wünsche eingiebt. II. Wenn wir im Gebete darum flehen, was zum ewigen Heile führt, sind wir gleichförmig mit dem Willen Gottes, „der da will, daß alle selig werden.“ III. So ladet uns der Herr zum Guten ein, daß wir dazu nicht mit leiblichen Schritten, sondern mit frommen Wünschen und Gebeten gelangen.

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