10.
Es kam das Fest Mariä Himmelfahrt herbei. Zeit April hatte mein Leiden, das die letzten drei Monate am heftigsten war, schon gedauert. Dringend begehrte ich jetzt zu beichten, wie ich denn von jeher sehr gern oftmals es getan. Da meinte man aber, die Furcht vor dem Sterben treibe mich dazu, und um mir nicht die Ruhe zu rauben, gab es mein Vater nicht zu. O übermäßige Liebe von Fleisch und Blut! Mein Vater war ein so katholischer Mann, dabei auch so unterrichtet, daß man nicht sagen kann, er habe aus Unwissenheit gehandelt, und doch hätte mir seine Liebe großen Schaden bringen können. Noch in derselben Nacht bekam ich einen verschärften Krankheitsanfall, infolge dessen ich fast ganze vier Tage ohne alles Bewußtsein dalag. In diesem Zustande erteilte man mir das Sakrament der Ölung. Jede Stunde oder jeden Augenblick meinte man, ich würde den Geist aufgeben; darum betete man mir immer, als verstände ich etwas, das Kredo vor. Einigemal hielt man mich so gewiß für tot, daß man sogar Wachs auf meine Augen träufeln ließ, das ich nachher noch gefunden habe.