13.
Als ich eines Abends dem innerlichen Gebete oblag, sprach der Herr einige Worte zu mir, durch die er mich erinnerte, wie böse mein früheres Leben gewesen. Dies beschämte mich sehr und erregte großen Schmerz in mir; denn wenn auch solche Worte nicht streng klingen, so verursachen sie doch eine Reue und einen Schmerz, die vernichtend sind. Durch ein einziges Wort dieser Art gewinnen wir in der Erkenntnis unser selbst mehr, als wenn wir viele Tage lang unser Elend betrachteten; denn es prägt uns die Wahrheit so überzeugend ein, daß wir sie nicht mehr leugnen können. Der Herr hielt mir meine frühere, eitle Liebe zu den Geschöpfen vor Augen und sagte zu mir, ich sollte es für eine große Gnade halten, daß eine so übel angewendete Liebe wie die meinige jetzt ihm zugewendet sein dürfe, und daß er sich würdige, sie noch anzunehmen. Bei anderen Gelegenheiten sprach er zu mir, ich sollte mich daran erinnern, wie ich es einst für Ehre gehalten, gegen seine Ehre zu handeln. Und wieder, ich sollte bedenken, wie sehr ich ihm verpflichtet sei, da er mich zur Zeit, in der ich ihn am meisten beleidigte, mit Gnaden überhäufte. Habe ich Fehler an mir, deren nicht wenige sind, so macht mich seine Majestät in einer Weise darauf aufmerksam, daß ich ganz zu vergehen meine; und weil ich viele Fehler begehe, so geschieht dies oft. Zuweilen geschah es auch, daß ich nach einer Zurechtweisung des Beichtvaters Trost im Gebete suchte, hier aber erst die wahre Zurechtweisung fand.