15.
O Gott, wie könnte ich alle Gelegenheiten aufzählen, denen mich der Herr in diesen Jahren entrissen hat, in die ich aber wieder aufs neue geraten bin! Wie könnte ich alle Gefahren beschreiben, meinen guten Ruf gänzlich zu verlieren, aus denen er mich errettet hat! Meine Werke waren so beschaffen, daß sie die Bosheit meines Herzens verrieten; der Herr aber deckte zu, was ich böses tat, während er eine geringe Tugend, wenn eine solche an mir sich fand, alle erkennen ließ und sich groß machte vor ihren Augen, so daß ich immer von allen hochgeachtet ward. Blickten auch zuweilen meine Eitelkeiten hervor, so glaubte man sie nicht, weil man wieder anderes an mir gewahrte, was man für Tugend hielt. Der Allwissende hatte vorausgesehen, daß dies allen darum so sein mußte, damit man später meinen Worten, durch die ich zu seinem Dienst aufmunterte, Glauben schenkte. Seine höchste Freigebigkeit sah nicht auf meine Sünden, sondern auf die oftmals gehegten frommen Begierden, ihm zu dienen, und auf den Schmerz, den ich darüber empfand, daß mir die Kräfte fehlten, diese Begierden ins Werk zu setzen.