110. Brief — An Pater Hieronymus Gracián in Almodóvar del Campo
Toledo, am 6. September 1576
Zerwürfnisse mit den beschuhten Karmeliten und eine Angelegenheit des Klosters in Malagón.
Jesus sei mit Euerer Paternität!
Der Überbringer dieses Briefes ist eben angekommen und läßt mir wenig Zeit zum Schreiben, darum werde ich mich kurz fassen. Ich preise den Herrn, daß Euere Paternität gut angekommen sind. Ich habe Ihnen schon auf zwei Wegen Briefe gesandt, daß Peralta an demselben Donnerstag nach Portugal abgereist ist, an dem Sie hier ankamen. Santelmo hat mir heute geschrieben — den Brief werden Sie noch erhalten —, wir hätten nichts mehr zu befürchten; denn Mathusalem sei fest entschlossen, unserem Wunsche entsprechend die Adler zu trennen, weil er wohl einsehe, daß dies das beste sei.
Von Sevilla hat man mir heute über den Lärm geschrieben, den daselbst die Freude über die Veröffentlichung der Vollmachten des Peralta im Kloster der Beschuhten verursacht hat. In der ganzen Stadt sprengen diese aus, sie würden die Schmetterlinge ihrem Gehorsam unterwerfen. Wahrlich, was der Herr getan, war notwendig.
Er sei gepriesen in Ewigkeit! Infante ist zu mir gekommen, um mich zu sprechen; er wollte einen Brief für Paulus. Ich sagte ihm, daß ich meinerseits nichts tun werde, er solle selbst mit Ihnen sprechen. Er findet sich bei diesem Lärm schuldlos. Ich glaube, er würde sich nicht so unterwürfig zeigen, wenn er Hoffnung auf die Rückkehr des Peralta hätte.
Bezüglich dessen, was Euere Paternität über die Priorin in Malagón sagen, habe ich Ihnen schon geschrieben. Es ist dies eine so wichtige Sache, daß Sie mir diese nicht allein überlassen dürfen. Dies geht einmal nicht an, und ich wage es auch nicht, dem, was Euere Paternität wollen, hinderlich in den Weg zu treten. Und so bitte ich Sie, zu tun, was Sie als das beste erachten, und sehen Sie, was für das dortige Kloster entsprechend ist. Es wird von ihr zu diesem Amte mehr gefordert als zum Amte einer Subpriorin. Ich wüßte hiefür keine andere als die Priorin von Salamanka; jene, die Euere Paternität nennen, kenne ich nicht, und sie ist noch viel zu kurze Zeit im Orden. Aber auch die von mir Bezeichnete wird die Stelle einer Priorin kaum ausfüllen. Die Angelegenheit macht mir großen Kummer. Empfehlen Sie dieselbe dem Herrn und lassen Sie es bei dem, was Sie anordnen werden. Es ist immer schwer, Nonnen aus einem Kloster zu nehmen und in ein anderes zu versehen. Der Herr leite Sie in dieser Angelegenheit! Not hat kein Gesetz. Heute ist Donnerstag, der 6. September. Um an meinen Vater, Pater Antonius, zu schreiben und auch Ihnen mehr zu berichten, habe ich keine Zeit mehr.
Euerer Hochwürden Dienerin und Tochter
Theresia von Jesu