172. Brief — An Pater Ambrosius Mariano in Madrid
Toledo, am 11. Februar 1577
Zwistigkeiten mit den beschuhten Karmeliten und ihre Widersetzlichkeit gegen die Reform.
Jesus sei mit Euerer Hochwürden!
Ich wartete von Tag zu Tag auf den Brief des Priors des Karmelitenklosters; nichtsdestoweniger dankte ich Gott bei der Nachricht, daß man keinen Boten abgeschickt habe. Das war sehr gut; denn Didakus Pérez wird selbst diesen Brief überbringen. Ich habe unserem Herrn von Herzen gedankt, ihn so vorurteilsfrei zu finden. Er scheint mir ein wahrer Diener Gottes zu sein, da ihn unser Herr so sehr durch Leiden geprüft hat. Es ist traurig zu sehen, wie die Welt ist.
Sollten Sie zur Förderung Ihrer Angelegenheit einen Brief von der Doña Luise de la Cerda nötig haben, so kann ich jetzt [leider] nicht dienen. Man sagt mir, sie sei nicht hier, sondern in Paracuellos, das ganz in der Nähe von Madrid, nur drei Stunden davon entfernt, liegt. Dieser Pater Didakus [Pérez] hat mir sehr entsprochen; er muß für alles Gute vortreffliche Eigenschaften haben.
Die Erklärung des Karmelitenpriors geht, soviel mir heute Magister Córdoba in Gegenwart des Herrn Didakus Pérez gesagt hat, darauf hinaus, daß er sich mit allen Kräften der Gründung des Klosters widersetzen werde, solange man ihm nicht einen Brief unseres wohlehrwürdigen Generals vorzeige; es gebe, sagt er, keinen Reformator, der dazu berechtigt wäre, und der Nuntius könne hierin in eigener Person nichts tun. Pater Magister Córdoba ist von dieser Ansicht vollkommen überzeugt; er hält für sicher, daß die Unbeschuhten gegen den Gehorsam handeln, während die Beschuhten nicht gehalten seien, den Visitatoren zu folgen, sondern dem General. All meine Erwiderung hätte wenig geholfen, würde ihn nicht Pater Didakus Pérez eines Besseren belehrt haben. Pater Córdoba sagte auch, daß der König, nachdem er den Ungehorsam der Unbeschuhten gesehen, befohlen habe, ihretwegen das Edikt zu erlassen, das vom Königlichen Ratskollegium ausgegangen.
Ich versichere Euere Hochwürden, man kann nur Gott preisen, wenn man das Treiben dieser Väter gewahrt. Fast möchte man glauben, sie hätten, wie sie versicherten, ein neues Breve erhalten. Allein dem ist nicht so; sie haben nur den Beschluß des Generalkapitels, der ihnen vor eineinhalb Jahren zugestellt wurde. Pater Magister Córdoba hat diesen Beschluß heute mit eigenen Augen gesehen.
Aber soviel ich glaube, ist letzterer ein Vetter des Paters Alfons Fernández, und ich weiß nicht, warum dieser die dortigen Brüder vom Stande der Dinge nicht in Kenntnis setzt, da er doch in Madrid sich befindet. Falls die Antwort des Priors an Seine Gnaden vor dem Abgang meines Briefes ankommt, werde ich sie zu gleicher Zeit [mit dem Briefe] absenden; wenn nicht, so schreiben Sie mir, ob man den Brief an den Archidiakon schicken soll. Übrigens ist ja alles vergebens, solange das Edikt des Königs nicht widerrufen ist; wird es widerrufen, so muß man sofort handeln. Unterdessen wollen wir nicht so vielen Personen lästig fallen, die uns Hilfe leisten sollen. Pater Didakus Pérez kann Seiner Gnaden in eigener Person die Antwort des Priors übermitteln, da er sie selbst gehört hat. Nach meiner Ansicht wird der Archidiakon nicht so schnell darauf erwidern können, und es wird besser sein, dem Erzbischof von dem Vorfall Nachricht zu geben. Gebe Gott, daß Euere Hochwürden sich besser befinden, denn ich bin Ihretwegen sehr in Sorgen!
Heute ist Montag, der 11. Februar.
Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu