18. Brief — An Simon Ruiz, Bürger in Medina del Campo
Toledo, am 19. Oktober 1569
Eintritt seiner Nichte Elisabeth in das dortige Kloster und einige besondere Angelegenheiten.
Jhs
Der Heilige Geist sei allezeit mit Ihnen! Amen.
Die Mutter Priorin hat mir schon geschrieben, welch guten Ausgang alles genommen, und auch andere Personen haben mir dasselbe mitgeteilt. Unser Herr sei immerdar dafür gepriesen! Es war mir dies ein großer Trost, aber zu noch größerem Troste als alles andere gereichten mir die Nachrichten, die ich von der Mutter Priorin über die Schwester Elisabeth von den Engeln erhielt. Möge es unserem Herrn gefallen, sie an seiner Hand zu halten und ebenso die Schwester vom heiligen Franziskus, mit der die Nonnen gleichfalls sehr zufrieden sind!
Es ist kein Wunder, daß der Eintritt Elisabeths ins Kloster zur Andacht gestimmt und die Gemüter heilsam erregt hat; denn infolge unserer Sünden ist die Welt so, daß nur wenige von denen, die nach ihrer Ansicht in ihr ein sorgenfreies Leben führen können, das Kreuz unseres Herrn umfassen, obwohl sie in der Welt ein noch viel größeres Kreuz zu tragen haben. Ich glaube, daß auch hier die Nachrichten, die wir von dort erhalten haben, uns nützen werden. An Ihrer und der Doña Maria Freude nehme ich herzlichsten Anteil. Ich empfehle mich in Ihre Gebete.
Man sieht wohl, in welch guter Umgebung Elisabeth gewesen, da sie die Wahrheit so gründlich kennengelernt hat. Übrigens ist es gewiß, daß in allem, womit unserem Herrn gedient wird, auch der Teufel unter dem Scheine des Guten seine Macht versucht. Hier hat er es sehr arg getrieben. In gewisser Beziehung sind die von ihm angeregten Befürchtungen begründet. Weil man nämlich in diesen Klöstern vom Almosen leben muß, so meint man, wir könnten leicht in Not geraten, wenn bekannt wird, daß vermögende Leute uns begünstigen. Vorübergehend mag dies schon möglich sein, aber bald wird man wieder die Wahrheit erkennen. Im übrigen sind dies wichtige Angelegenheiten, die sich nicht so schnell bereinigen lassen. Dem Herrn sei Ehre und Dank, daß alles einen so guten Ausgang genommen hat! Seine Majestät erhalte Sie noch viele Jahre, damit Sie die Freude an Ihrem Werke lange genießen und einem so großen König ein Haus bauen können, das er Ihnen, wie ich zu ihm hoffe, mit einem anderen vergelten wird, das kein Ende kennt!
Über den Pater Johannes de Montalvo erhielt ich sehr gute Nachrichten, obwohl ich den Brief, der von ihm ankam, noch nicht gesehen habe. Ich hatte gemeint, er befinde sich in Medina. Sie erweisen uns dadurch, daß Sie die Angelegenheit der Kaplanei in so gute Hände legen, einen großen Liebesdienst. Wenn der, von dem Sie mir schrieben, die notwendigen Eigenschaften hat, so liegt wenig daran, daß er noch jung ist. Unser Herr wolle auch diese Angelegenheit in Ordnung bringen, wie er das übrige geordnet hat!
Bezüglich der Nonnen haben Sie vollkommen recht; so muß es gehalten werden. Zurzeit können nur zwei aufgenommen werden. Der Mutter Priorin schreibe ich es schon; denn unsere Zahl ist auf dreizehn festgesetzt, und mit diesen zweien wird sie voll. Die göttliche Majestät wolle die rechten auswählen, Sie aber immer an ihrer Hand halten! Amen. Beiliegende Briefe bitte ich sogleich an die Mutter Priorin zu schicken. Heute ist der 19. Oktober. Gerade an diesem Tage hat man mir Ihren Brief übergeben.
Ihre unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu, Karmelitin