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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Thérèse d'Avila (1515-1582) Briefe

221. Brief — An Rochus de Huerta in Madrid

Ávila, am 9. März 1578

Prüfungen der Karmelitinnen im Kloster der Menschwerdung.

Jesus sei allezeit mit Ihnen! Amen.

Morgen, Montag, wird es acht Tage, daß ich Ihnen durch einen Fuhrmann von hier einen Brief übersandt habe, worin ich Ihnen über die Heldentaten des Paters Provinzials Madaleno Nachricht gab. Zugleich übersandte ich Ihnen eine Abschrift der [königlichen] Verfügung und Kundgebung, die ihm zugestellt wurde. Ich habe bis jetzt noch nicht erfahren, ob Sie dies alles erhalten haben. Ich wünschte sehr, daß Sie mir darüber Nachricht geben würden, da ich deshalb sehr besorgt bin. Was nachher geschehen ist, erfahren Sie aus beiliegenden Billetten. Mit diesen Nonnen habe ich innigstes Mitleid. Mein Schmerz ist so groß, daß ich es nicht sagen kann. Gott muß sie innig lieben, da er ihnen so viele und so lang andauernde Leiden zuschickt.

Seit zehn Tagen weilen der Pater Provinzial und Pater Waldemar hier; und während dieser ganzen Zeit haben sie alles mögliche aufgeboten, um die Nonnen durch Drohungen einzuschüchtern und Leute zu gewinnen, die ihnen nahelegen mußten, welche Strafen sie zu gewärtigen hätten, wenn sie ungehorsam wären und nicht so abstimmen würden, daß dadurch ihre frühere Wahl und die an das Königliche Ratskollegium eingesandte und von ihnen unterzeichnete Klageschrift hinfällig gemacht werde. Eben jetzt, da der Provinzial alles durchgesetzt hat, was er gewollt, beeilt er sich sehr, an den Hof zu kommen, um, wie man sagt, dem Königlichen Ratskollegium die von den Nonnen unterzeichnete Neuwahl vorzulegen. Ich bitte Sie um der Liebe willen, wenden Sie alles auf, damit die Wahrheit ans Licht kommt und man zur Einsicht gelangt, daß alles erzwungen ist! Es wäre das eine große Wohltat für diese armen Nonnen, damit die Mitglieder des Königlichen Ratskollegiums nicht die Ansicht bekommen, als beruhten die Berichte jener Patres auf Wahrheit, während doch alles nur Tyrannei gewesen ist. Zeigen Sie auch dem Herrn Padilla beiliegende Billette, wenn er Einsicht davon nehmen kann.

Pater Madaleno hat für ganz gewiß behauptet, er sei im Besitze eines königlichen Auftrages, um sich Ihrer Person zu bemächtigen, wenn er Sie in Ávila antreffe. Er sei schon zwei Meilen von Madrid entfernt gewesen, als man ihn zurückberufen und ihm diesen Auftrag erteilt habe. Auch besitze Pater Tostado, so behauptet er, volle Gewalt über die Beschuhten und Unbeschuhten, und er habe den Pater Johannes vom Kreuz nach Rom geschickt. Möge Gott, der alles vermag, diesen Pater aus seinen Händen befreien! Ihnen aber verleihe er seine heilige Gnade!

Heute ist der 9. März.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Nochmals bitte ich Sie um der Liebe Gottes willen, sorgen Sie ja doch recht bald dafür, daß die Herren des Königlichen Ratskollegiums von dem gewaltsamen Vorgehen dieser Patres gegen die Nonnen Kenntnis erhalten! Das wird für diese Angelegenheit von großer Bedeutung sein. Ach, es findet sich niemand, dem die Leiden dieser Märtyrinnen zu Herzen gehen!

Schon drei Tage sind vorüber, seitdem dieser Brief geschrieben wurde, und noch immer quält dieser Provinzial die Nonnen.

Anschrift: An den hochherrlichen Herrn Rochus de Huerta, königlicher Oberforstmeister.

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