333. Brief — An Theresia von Jesu, Nichte der Heiligen, im St.JosephsKloster zu Ávila
Medina del Campo, am 7. August 1580
Verhaltungsmaßregeln bei Trockenheiten und Versuchungen. Verschiedene Empfehlungen.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Lieb, meine Tochter!
Ihr Brief hat mich sehr erfreut; und daß auch meine Briefe Ihnen Freude machen, dient mir, da wir nun doch einmal nicht beisammen sein können, zu großer Beruhigung.
Was Ihre Trockenheiten betrifft, so scheint unser Herr mit Ihnen schon zu verfahren wie mit einer Seele, die er für stark hält. Er will Sie prüfen, um zu sehen, ob Ihre Liebe zu ihm in der Trockenheit ebenso standhalte wie in den Tröstungen. Ich halte diese Trockenheiten für eine große Gnade Gottes. Machen Sie sich darüber keinen Kummer! Denn nicht in fühlbaren Wonnegenüssen besteht die Vollkommenheit, sondern in den Tugenden. Die Andacht wird zu einer Zeit wiederkommen, wo Sie gar nicht daran denken.
In bezug auf die Angelegenheit mit jener Schwester, von der Sie mir berichten, wird es gut sein, gar nicht daran zu denken und jeden derartigen Gedanken abzuweisen. Halten Sie einen Gedanken, der Ihnen in den Sinn kommt, nicht gleich für Sünde, selbst wenn er sehr böse wäre! Das aber, was Sie mir sagen, hat nichts zu bedeuten. Ich wünschte, daß auch jene Schwester von derselben Trockenheit heimgesucht würde; denn ich weiß nicht, ob sie sich selbst kennt. Wir könnten ihr dies zu ihrer eigenen Förderung wünschen. Kommt Ihnen ein böser Gedanke, so machen Sie das Kreuzzeichen, beten Sie ein Vaterunser oder schlagen Sie an Ihre Brust und suchen Sie an etwas anderes zu denken! Dadurch erwerben Sie sich sogar ein Verdienst, da Sie der Versuchung widerstehen.
Der Schwester Elisabeth vom heiligen Paulus möchte ich gerne antworten, allein es fehlt mir an Zeit. Grüßen Sie mir diese recht freundlich! Sie weiß schon, daß ich Sie mehr bevorzuge. Auch an Romero und an Maria vom heiligen Hieronymus meine Empfehlungen! Da die letztere mir gar nicht schreibt, wie es mit ihrer Gesundheit steht, so wünschte ich, daß mir wenigstens eine andere Schwester darüber Nachricht gäbe.
Don Franz ist wie ein Engel, und seine Gesundheit ist gut. Gestern ging er mit seiner Dienerschaft zur heiligen Kommunion. Morgen reisen wir nach Valladolid; von dort aus wird er Ihnen schreiben, da ich ihm von der heutigen Botengelegenheit nichts gesagt habe. Gott erhalte Sie mir, meine Tochter, und mache Sie so heilig, wie ich ihn darum bitte! Amen. Meine Empfehlungen an alle Schwestern!
Heute ist das Fest des heiligen Albertus.
Theresia von Jesu
Anschrift: An meine liebe Tochter, Schwester Theresia von Jesu, in Ávila.