344. Brief — An einige Fräulein in Ávila, die unbeschuhte Karmelitinnen werden wollten
Valladolid, im Dezember 1580
Ein Vorbild. Ermunterung, noch kurze Zeit zu warten und sich in der Tugend zu vervollkommnen.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihren Seelen und verleihe Ihren heiligen Vorsätzen Kraft und Ausdauer!
Es scheint mir, meine Damen, Doña Marianna, die Tochter des Franz Suárez, habe mehr Starkmut gehabt als Sie. Denn es ist schon fast sechs Jahre lang, daß sie die Ungnade ihres Vaters und ihrer Mutter erträgt und die meiste Zeit in einem Dorfe zu wohnen gezwungen ist; für die Freiheit, in St. Ägidius beichten zu können, sie Ihnen zu Gebote steht, hätte sie viel gegeben.
Es ist keine so leichte Sache, wie Sie vielleicht meinen, unter diesen Verhältnissen das Ordenskleid zu nehmen; wenn Sie auch jetzt in Ihrem Vorsatze feststehen, so halte ich Sie doch nicht für so heilig, daß Sie es später nicht schmerzen könnte, wenn Sie bei einem Vater in Ungnade fallen würden. Darum wird es das beste sein, diese Angelegenheit einstweilen unserem Herrn zu empfehlen und ihn zu bitten, er möge die Hindernisse entfernen. Er kann die Herzen ändern und Mittel und Wege zur Erfüllung Ihres heiligen Verlangens angeben. Ja, wenn wir es am wenigsten vermuten, wird er alle Dinge zu Ihrer und der Eltern größten Zufriedenheit lenken. Für jetzt, glaube ich, wird es gut sein, noch zuzuwarten. Seine Urteile sind ganz verschieden von den unsrigen.
Beruhigen Sie sich damit, daß für Sie die Plätze aufbewahrt bleiben, und überlassen Sie diese Angelegenheit den Händen Gottes, damit sein Wille an Ihnen in Erfüllung gehe! Darin besteht die Vollkommenheit, alles andere kann nur eine Versuchung sein. Seine Majestät leite alles so, wie es ihr am meisten gefällt! Hinge es nur von mir ab, so würde ich augenblicklich Ihren Wunsch erfüllen; allein Sie müssen, wie schon erwähnt, auf vieles Rücksicht nehmen!
Ihre Dienerin
Theresia von Jesu