351. Brief — An Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes
Palencia, am 13. Januar 1581
Wert der Leiden. Nachrichten über die Klosterstiftung in Palencia. Petrus de Ahumada. Die Verehelichung des Don Franz.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, meine Schwester!
Ich hatte ein inniges Verlangen, zu erfahren, wie es Ihnen geht und wie Sie mit den Ihrigen die Weihnachtsfeiertage zugebracht haben. Sie dürfen es mir glauben, daß ich mich schon seit vielen Jahren nicht mehr so lebhaft an Sie und Ihre ganze Familie erinnerte wie an diesen Festtagen, um Sie alle Gott zu empfehlen und Anteil zu nehmen an Ihren Leiden. Er, der zu keinem anderen Zwecke in diese Welt gekommen ist, als um zu leiden, sei gepriesen! Und weil nach meiner Überzeugung einer, der ihm durch Beobachtung seiner Gebote am treuesten auf dem Leidenswege nachfolgt, auch die größte Herrlichkeit erlangen wird, so gereicht mir dieser Gedanke zu großem Trost; er würde aber noch größer sein, wenn ich selbst diese Prüfungen zu tragen hätte und Ihnen die Belohnung dafür bliebe, oder auch, wenn ich an einem Orte wäre, wo ich mit Ihnen öfters verkehren könnte. Da es aber der Herr anders angeordnet hat, so sei er für alles gepriesen!
Am Feste der Unschuldigen Kinder verließ ich in Begleitung meiner Gefährtinnen Valladolid, um mich hierher nach Palencia zu begeben. Die Witterung war sehr rauh; allein trotzdem ist mein Befinden nicht schlimmer. Freilich fehlte es nicht an mancherlei Unpäßlichkeiten, allein diese lassen sich, da ich ohne Fieber bin, leichter ertragen. Wir kamen bei Nacht hier an; zwei Tage darauf brachte ich die kleine Glocke an, und ein neues Kloster zum heiligen Joseph war gegründet. Die Freude des ganzen Volkes war so groß, daß ich wirklich staunen mußte. Zu dieser Freude hat nach meinem Dafürhalten wohl auch die Überzeugung beigetragen, daß man dadurch dem Bischof einen Gefallen erweise; er ist hier sehr beliebt und erweist uns viele Wohltaten. Die Angelegenheiten nehmen einen so guten Verlauf, daß ich zu Gott hoffe, dieses Kloster werde eines der besten werden, die wir besitzen.
Von Don Franz weiß ich nur, daß seine Schwiegermutter mir mitteilte, man habe ihn zweimal zur Ader gelassen. Sie ist sehr zufrieden mit ihm, und er mit ihr und ihrer Tochter, seiner Frau. Das Befinden des Petrus de Ahumada muß wohl nach dem, was er mir schreibt, kein besonders gutes sein; Don Franz möchte einerseits gerne bei seiner Schwiegermutter bleiben, andererseits wird es schwer gehen, daß auch Petrus de Ahumada sich bei ihm aufhält. Es ist ein Elend, daß dieser arme Bruder nirgends Ruhe findet. Er schrieb mir, daß er jetzt wieder gesund sei und sich am Dreikönigstage nach Ávila begeben werde, um zu sehen, wie er sein Geld in Sevilla bekommen könne, da man ihm nichts gegeben habe.
Je mehr ich aus Madrid über die Verehelichung des Don Franz erfahre, um so mehr finde ich, daß wir Ursache haben, uns zu freuen. Besonders rühmt man Doña Orofrisia als eine sehr verständige und tugendhafte Frau. Gott segne beide Eheleute und verleihe ihnen die Gnade, ihm zu dienen! Denn alle Erdenfreuden haben bald ein Ende. Wenn Sie Ihren Brief nach Alba an die Mutter Priorin senden, damit diese ihn nach Salamanka befördere, so wird er sicher ankommen, da zwischen Palencia und Salamanka ein regelmäßiger Postverkehr stattfindet. Unterlassen Sie doch um der Liebe willen nicht, mir zu schreiben; Sie sind es mir wohl schuldig, da ich in diesen Tagen so oft an Sie alle gedacht habe, ja selbst öfter, als es mir lieb war! Herr Johann de Ovalle möge diesen Brief auch als an ihn geschrieben ansehen; ich möchte gerne wissen, wie es mit seiner Gesundheit steht. Meine Empfehlungen an Doña Beatrix. Gott behüte Sie alle und mache Sie so heilig, wie ich ihn darum bitte! Amen.
Heute ist der 13. Januar.
Unterlassen Sie nicht, dem Don Franz, wie es auch recht und billig ist, zu schreiben. Daß er Ihnen über seine Verehelichung nichts mitgeteilt hat, daran trägt er keine Schuld; er war eben so in Anspruch genommen, daß er dazu keine Zeit fand. Der Mutter Agnes von Jesu geht es gut, und sie empfiehlt sich Ihnen allen vielmals.
Ihre Dienerin
Theresia von Jesu