37. Brief — An Doña Maria de Mendoza in Valladolid
Kloster der Menschwerdung zu Ávila, am 8. März 1572
Aufnahme einer Kandidatin. Einige geistliche Ratschläge.
Der Heilige Geist sei allezeit mit Euerer Gnaden! Amen.
Jhs
Da ich Ihnen gestern geschrieben habe, so hat der vorliegende Brief nur den Zweck, Ihnen mitzuteilen, daß ich heute Briefe von der Herzogin de Osuna und von Doktor Ayala empfangen habe. Beide drängen mich, eine dieser beiden Jungfrauen sofort aufzunehmen. Ein Pater von der Gesellschaft Jesu hat Erkundigungen über sie eingezogen und gibt mir günstige Auskunft. Die andere muß sich über die Strenge unserer Lebensweise entsetzt haben; denn man sagt mir nichts von ihr. Es wäre gut, wenn jene, die sich der Postulantinnen annehmen, ihnen vollständige Aufklärung über unseren Orden geben würden.
Ich habe bereits geschrieben, diese Jungfrau sogleich zu bringen, und berichtet, daß ich Ihnen die notwendigen Vorkehrungen angebe, damit ihr das Ordenskleid so bald wie möglich gegeben wird. Außerdem habe ich versprochen, Sie zu benachrichtigen, sobald man in Valladolid angekommen ist.
Ich setze unseren Pater Visitator in Kenntnis und teile ihm mit, daß Sie die Aufnahme dieser Postulantin wünschen. Zugleich bitte ich ihn, die Erlaubnis hierher zu senden, sobald er diesen Brief erhalten hat.
Ich glaube, daß er kein Bedenken tragen wird. Für den Fall, daß sich seine Antwort verzögern würde, müßten Sie sogleich an Seine Paternität schreiben, und zwar in der Weise, daß man nicht auf den Gedanken kommt, es sei irgendein Fehler unterlaufen. Soweit ich Einblick habe, wird der Pater Visitator nichts versäumen, um Euere Gnaden zufriedenzustellen. Möge uns Gott jene Befriedigung zuteil werden lassen, die beständig dauern soll! Möge er Sie immerfort an seiner Hand halten und in der Liebe zu mir bewahren!
Der hochwürdigste Herr Bischof hat mir heute mitgeteilt, daß es ihm besser gehe und er Sie besuchen wolle. Ich bitte Sie also, sich nicht zu beunruhigen. Wann werde ich Sie doch in größerer innerer Freiheit sehen? Möge Gott dazu mithelfen! Wahrhaftig, es tut uns not, uns gegenseitig zu unterstützen! Gebe Gott, daß ich Sie bei meinem Besuch mehr als Herrin Ihrer selbst finde! Sie besitzen genug innere Kraft, es zu sein. Meiner Meinung nach wäre es vorteilhaft für Sie, wenn ich bei Ihnen wäre, wie es für mich nutzbringend ist, daß ich unter dem Pater Visitator stehe. In seiner Eigenschaft als Oberer hält er mir meine Fehler vor, und ich, kühn, wie ich bin, und gewohnt, von Ihnen ertragen zu werden, würde Ihnen die Ihrigen sagen. Ich empfehle mich dem Gebet der gnädigen Frau Herzogin. Die Schwestern des hiesigen Klosters vergessen Sie nie in ihrem Gebet.
Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene
Theresia von Jesu, Karmelitin
Sie sagen mir nie, wie es Ihnen unter der Leitung des Paters Johann Gutiérrez geht; ich mache es mir zur Aufgabe, es Ihnen einmal selbst zu erklären. Bitte, grüßen Sie ihn ergebenst von mir! Ich weiß noch nicht, ob seine Nichte die Profeß abgelegt hat. Von nun an wird der Pater Visitator allein den Novizinnen die Erlaubnis erteilen, ihre Gelübde abzulegen. Bitte, teilen Sie es der Mutter Priorin mit! Ich habe vergessen, sie zu benachrichtigen.
Anschrift: An die hocherlauchte Frau Doña Maria de Mendoza, meine Gebieterin.