412. Brief — An den Lizentiaten Don Martin Alfons de Salinas, Kanonikus in Palencia
Burgos, am 1. März 1582
Aufschub der Gründung bis zum Erwerb eines Hauses. Schwierigkeiten mit den Jesuiten.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!
Es geht uns, Gott sei Dank, gut im Hospital. Ich denke dabei an die zahllosen Verdienste, die Sie sich in Ihrem Hospital erwerben. Es ist etwas Großes, sich einem solchen Werke zu widmen. Gepriesen sei Gott, der sich so der Armen annimmt! Es gereicht mir das zum größten Troste.
Der Erzbischof hat jemanden geschickt, um mich zu besuchen und mich zu fragen, was ich wünsche. Zu meinem Troste ließ er mir sagen, daß er mir mit Rücksicht auf den Bischof von Palencia, mit Rücksicht auf mich und jene, die ihn darum gebeten haben, die Erlaubnis geben werde, wenn wir ein eigenes Haus haben; an eine Rückkehr in das Haus zu denken, in dem wir waren, sei nutzlos. Das läßt vermuten, daß man ihn darum gebeten hat.
Diese Väter verteidigen sich heftig, indem sie vorgeben, daß sie nie so etwas getan hätten; und sie beklagen sich über mich, weil ich dem Herrn Kanonikus geschrieben habe. Ich weiß nicht, wer ihnen über meinen Brief Auskunft erteilen konnte; allein es liegt weniger daran. Sie begaben sich sogleich zu Katharina de Tolosa, nachdem wir ihr Haus verlassen hatten, und ließen mir sagen, daß meine Bemühungen, sie zu einem Besuche bei uns zu veranlassen, fruchtlos seien; denn wenn nicht ein Auftrag vom Ordensgeneral in Rom komme, würden sie sich fernehalten, bis wir ein Kloster hätten, da sie nicht Veranlassung geben möchten zu der Annahme, als bildeten ihr Orden und der unsrige nur einen. Sehen Sie, wie diese Leute zu Werke gehen! Sie behaupten, die ganze Stadt Palencia sei wegen meines Schreibens in Aufruhr. Ich teile Ihnen dies mit, damit Sie den Herrn Kanonikus Reinoso davon in Kenntnis setzen, und ersuche Sie beide, sich dieser Angelegenheit nicht mehr anzunehmen. Die Väter müssen sich gegenseitig gut verstehen; aber eines Tages werden andere kommen, die anderer Gesinnung sein werden.
Die Schwierigkeit besteht jetzt darin, daß wir uns zuerst ein Haus verschaffen müssen, wenn wir die Gründung in Ausführung bringen wollen. Wir warten zunächst, bis die beiden Schwestern von Palencia uns ihre Verzichtleistung auf ihr Vermögen übersenden. Denn sonst kann Katharina de Tolosa trotz ihres Verlangens keine weiteren Schritte tun. Sogar hier im Hospital erweist sie uns alle Aufmerksamkeit und Sorgfalt.
Gegenwärtig stehen wir in Unterhandlungen bezüglich eines Hauses, das man uns, wie man sagt, um 2000 Dukaten überlassen will. Es ist sehr billig, da es sehr gut gebaut ist und für lange Zeit fast keiner Reparatur bedarf; die Lage jedoch ist schlecht. Der Besitzer heißt Hulano de Mena. Man soll jedoch keineswegs wünschen, allzusehr den Blicken der Öffentlichkeit ausgesetzt zu sein; und da in Burgos ein großer Mangel an gut gelegenen Häusern ist, so haben wir ein großes Verlangen, es zu kaufen, wenn es auch manches zu wünschen übrig läßt.
Ich hatte bis hierher den Brief geschrieben, als man mir die Nachricht brachte, daß wir außer den 2000 Dukaten noch 9000 Maravedis Rente und 600 Dukaten zur Abzahlung dieser Rente aufbringen müßten. Diese Nachricht hat uns entmutigt. Könnten wir dieses Geld bezahlen, so wäre der Kauf noch immer ein großer Vorteil, da dieses Haus für viele Jahre keine Ausgaben erfordern würde und zudem ein niedliches Kirchlein sich vorfindet.
Teilen Sie mir, bitte, Ihre Ansicht mit, und geben Sie mir Nachricht über Ihr Befinden! Ich war gewohnt, von Ihnen öfters Briefe zu erhalten, und ich kann darum Ihr Schweigen nicht mehr länger ertragen. Herr Kanonikus Reinoso möge diesen Brief auch als an ihn geschrieben betrachten! Möge unser Herr Sie erhalten, wie ich ihn darum bitte! Amen.
Heute ist der 1. Februar.
Ihre unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu