429. Brief — An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla
Burgos, am 6. Juli 1582
Dank für die Nachrichten aus Sevilla. Billigung des Verhaltens dieser Priorin. Nachrichten über Burgos. Teresita ist eine kleine Heilige.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden! Amen, Amen.
Gestern erhielt ich einen Brief von Euerer Ehrwürden; er enthielt zwar nur einige Zeilen, allein ich war darüber höchst erfreut. Ich befand mich in großer Furcht, da man mir sagte, es würde eine Menge Leute der Pest erliegen. Ich empfehle Sie und Ihre Töchter recht angelegentlich Gott; und alle Klöster, an die ich heute ein Bittgesuch gerichtet habe, tun dasselbe. Jeden Augenblick befällt mich neue Angst, wenn ich bedenke, daß Sie sich in solchen Gefahren befinden.
Die Nachricht über den Tod des Paters Didakus habe ich schon erfahren, und ich danke Gott, daß er uns den Pater Bartholomäus erhalten hat. Sein Tod hätte mich wirklich sehr geschmerzt, da er für Euere Ehrwürden ein empfindlicher Verlust gewesen wäre. Gott sei gepriesen für alles, was er tut! Ich hätte nur gewünscht, daß Sie mir diese Nachricht früher mitgeteilt hätten, dann würde ich Ihnen diesen Brief eigenhändig geschrieben haben. Ich erhielt erst Kunde davon in dem Augenblicke, als der Bote abgehen wollte; und überdies habe ich sehr arges Kopfleiden, weil ich den ganzen Nachmittag Briefe schreiben mußte. Aber wenn auch der gegenwärtige Brief nicht von meiner Hand geschrieben ist, so wollte ich doch nicht unterlassen, Ihnen einige Zeilen zu senden.
Ich habe Ihnen nicht mitgeteilt, wie sehr mir Ihre Klage gegen die Priorin von Granada gefallen hat und mit welch gutem Rechte Sie diese vorgebracht haben. Sie hätte Ihnen danken sollen für das, was Sie getan haben, als Sie die Schwestern auf so ehrenvolle Weise und nicht auf kleinen Eseln zu ihr geschickt haben, um Sie Gott und aller Welt zur Schau auszusetzen. Wenn man Ihnen wenigstens den Vorwurf gemacht hätte, daß Sie die Schwestern auf Sänften reisen ließen. Aber selbst dann würde ich Sie nicht tadeln, vorausgesetzt, daß Ihnen kein anderes Mittel zur Verfügung gestanden wäre. Möge Gott Sie behüten, meine Tochter! Sie haben sehr gut gehandelt. Wenn andere nicht dieser Ansicht sind, so machen Sie sich darüber keine Sorge! Das sind Geschmacklosigkeiten. Diese Priorin sollte darüber unzufrieden sein, daß sich die Angelegenheiten der Gründung nicht so abgewickelt haben, wie man sie ihr dargestellt hat. Indes glaube ich, daß alles einen guten Fortgang nehmen wird; und wenn man dabei auch etwas zu leiden hat, so steht es deshalb nicht schlimmer.
Das Kloster in Burgos befindet sich in sehr gutem Zustand und ist vorzüglich eingerichtet; es ist bezahlt, und man wird auf viele Jahre hinaus keine Reparatur vornehmen lassen müssen, und so hoffe ich dann allmählich nach Ávila zurückkehren zu können. Empfehlen Sie und Ihre Töchter mich Gott! Mit meinem Halsleiden und meinen übrigen Unpäßlichkeiten geht es wie gewöhnlich. Grüßen Sie mir den Pater Bartholomäus und alle Schwestern recht herzlich! Theresia und die Schwestern dieses Klosters empfehlen sich in Ihre Gebete. Beten Sie alle für Theresia! Sie ist wirklich eine kleine Heilige und hat ein inniges Verlangen, die Ordensgelübde abzulegen. Gott führe sie an seiner Hand, Euere Ehrwürden aber erhalte er und leite Sie zu hoher Heiligkeit!
Euerer Ehrwürden Dienerin
Theresia von Jesu
Anschrift: An die Mutter Priorin vom hl. Joseph der unbeschuhten Karmelitinnen, hinter dem Kloster der Franziskaner in Sevilla.