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Œuvres Thérèse d'Avila (1515-1582) Weg der Vollkommenheit
Neununddreißigstes Hauptstück

2.

Beachtet wohl, meine Töchter, was ich euch hierüber sagen will! Es mag manchmal wirklich Demut und Tugend sein, wenn ihr euch für so schlecht haltet, aber es ist doch zuweilen die gefährlichste Versuchung. Ich selbst habe diese Versuchung erfahren und kenne sie darum gut. Die wahre Demut, so groß sie auch sein mag, beunruhigt, verwirrt und stört die Seele nicht, sondern bringt ihr Frieden, Trost und Ruhe. Wenn auch die Seele beim Anblick ihrer Sündhaftigkeit klar erkennt, daß sie die Hölle verdient habe; wenn sie auch ihrer Sünden wegen sich betrübt und meint, daß alle mit Recht sie verabscheuen müßten; und wenn sie auch kaum wagt, um Barmherzigkeit zu flehen: so ist doch ihr Schmerz, wenn wahre Demut ihn erzeugt, mit einer solchen Süßigkeit und Wonne verbunden, daß sie ohne ihn gar nicht sein möchte. Ein solcher Schmerz beunruhigt und beengt die Seele nicht, sondern erweitert sie und macht sie fähig, Gott mehr zu dienen. Jene andere Pein aber verwirrt alles, stört alles und regt die ganze Seele auf; sie ist eine große Qual. Ich glaube, der böse Feind geht hier darauf aus, uns einerseits zu der Meinung zu verleiten, wir wären demütig, und andererseits uns das Vertrauen auf Gott zu benehmen, wenn er könnte.

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Weg der Vollkommenheit
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Vorwort und Einführung in den Weg der Vollkommenheit

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