3.
Ein solches Bitten, voll glühenden Verlangens und mit aller Entschiedenheit, ist eine jener großen Wirkungen, die die Beschauung hervorbringt, sowie ein Zeichen, daß die in diesem Gebete empfangenen Gnaden von Gott sind. Beschauliche Seelen mögen es darum als ein großes Glück ansehen, wenn sie so beten können. Bei mir entspringt diese Bitte wohl nicht aus der nämlichen Ursache, ich will sagen, man nehme dies bei mir nicht an; ich bitte deshalb um diese Gnade, weil ich nach einem so übel zugebrachten Leben mich fürchte, noch länger (so) zu leben und so vieler Mühseligkeiten überdrüssig bin. Es ist darum nicht zu verwundern, daß jene, die die göttlichen Wonnen kosten, dorthin gelangen, wo sie diese nicht mehr bloß auf Augenblicke genießen werden. Sie sind eines Lebens müde, in dem so viele Hindernisse sie vom Genusse eines so großen Gutes abhalten, und sehnen sich nach jenem Orte, wo ihnen die Sonne der Gerechtigkeit nie mehr untergehen wird. Nach solchen Genüssen muß ihnen alles, was sie auf Erden sehen, als Finsternis erscheinen, und ich wundere mich nur, wie sie da noch leben können. Sicher kann dieses Leben für jene keinen Reiz mehr haben, die schon angefangen, Gott zu genießen, die schon hienieden im Besitze seines Reiches sind, die noch leben gegen ihren Wunsch und nur, weil es der Wille ihres Königs ist.