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Œuvres Martin Luther (1483-1546) D. Martin Luthers Sermon vom Ablaß und Gnade

16.

Zum sechzehenten: Viel besser ist das Werk, einem Dürftigen erzeigt, denn das zum Gebäude gegeben wird, auch viel besser, denn der Ablaß, dafür gegeben. Denn (wie gesagt,) es ist besser ein gutes Werk gethan, denn viel nachgelassen. Ablaß aber ist Nachlassung viel guter Werk, oder ist nichts nachgelassen.

Ja, daß ich euch recht unterweise, so merkt auf: Du sollst vor allen Dingen (weder St. Petri Gebäude noch Ablaß angesehen,) deinem nächsten Armen1 geben, willst du etwas geben. Wenn es aber dahin kommt, daß niemand in deiner Stadt mehr ist, der Hülfe bedarf, (das, ob Gott will, nimmer geschehen soll,) denn sollst du geben, so du willst zu den Kirchen, Altären, Schmuck, Kelch, die in deiner Stadt sind. Und wenn das nun auch nicht mehr noth ist, denn allererst, so du willst, magst du geben zu dem Gebäude St. Peters, oder anderswo.

Auch sollt du dennoch das nicht um Ablaß willen thun. Denn St. Paulus spricht 1 Tim. 5, 8: Wer seinen Hausgenossen nicht wohlthut, ist kein Christe, und ärger denn ein Heyde. Und halts dafür frey, wer dir anders sagt, der verführet dich, oder sucht je deine Seele in deinem Beutel, und fünde er Pfennige darinne, das wäre ihm lieber denn alle Seelen. So sprichst du: So würde ich nimmermehr Ablaß lösen. Antworte ich: Das habe ich schon oben gesagt, daß mein Wille, Begierde, Bitte und Rath ist, daß niemand Ablaß löse. Laß die faulen und schläferigen Christen Ablaß lösen, gehe du für dich.


  1. armen Nächsten ↩

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D. Martin Luthers Sermon vom Ablaß und Gnade

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