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Œuvres Grégoire de Nysse (335-394) In diem luminum Rede auf den Festtag der Lichter, an dem unser Herr getauft wurde. (Epiphanie.)

5.

Auch Isaak selbst, als ihm Heerden anvertraut waren, grub überall in der Wüste Brunnen, welche von den Fremden verstopft und verschüttet wurden,1 um die späteren gottlosen Menschen vorzubilden, welche die Gnade der Taufe durch ihren Kampf gegen die Wahrheit verhinderten und verstopften. Aber doch siegten die Blutzeugen und Priester, welche die Brunnen gruben, und die ganze bewohnte Erde wurde von der Taufgnade überschwemmt. Die nämliche Bedeutung im geistigen Sinne hat es, wenn Jakob eine Braut sucht und unvermuthet am Brunnen mit der Rachel zusammentrifft.2 Es lag ein großer Stein über dem Brunnen, den die Schaar der Hirten, die da zusammen kam, wegwälzte und dann für sich und ihre Schafe Wasser schöpfte. Jakob aber wälzt den Stein allein weg und tränkt die Schafe seiner Braut. Der Vorfall, glaube ich, ist ein Vorbild und Schatten der Zukunft. Denn was ist der zudeckende Stein anders als Christus selbst, von dem Isajas sagt: „Ich werde in die Grundfeste Sions einen kostbaren, werthvollen und auserlesenen Stein setzen“?3 Und ebenso Daniel: „Es wurde ein Stein gehauen ohne Hand,“4 das heißt, es wurde Christus geboren ohne Mann. Denn wie es neu und unerwartet ist, daß ein Stein vom Felsen gebrochen werde ohne Steinmetz und ohne Werkzeuge eines Steinmetzen, so übertrifft es alle Wunder, daß von einer Jungfrau ohne Mann eine Geburt zum Vorschein kommt. Der Stein also, der über dem Brunnen lag,5 ist in geistigem Sinne Christus, der in der Tiefe und im Geheimniß das Bad der Wiedergeburt verbirgt, das zur Enthüllung wie eines langen Seiles noch langer Zeit bedarf. S. 288 Niemand anders aber wälzte den Stein hinweg als Israel, welcher der Geist ist, der Gott sieht. Aber er zieht auch das Wasser empor und tränkt die Schafe der Rachel, das heißt, er offenbart das verborgene Geheimniß und gibt lebendiges Wasser der Heerde der Kirche. Füge hinzu die drei Stäbe des Jakob! Denn sobald die drei Stäbe an die Quelle gelegt waren,6 wurde von da an der Götzendiener Laban arm, Jakob aber reich an Lämmern. Laban werde aber allegorisch als der Teufel, Jakob als Christus gefaßt. Denn nach der Taufe nahm Christus dem Satan die ganze Heerde ab und wurde selbst reich. Der große Moses, da er noch als ein schönes Kind gesäugt wurde,7 verfiel dem gemeinsamen finsteren Urtheilsspruch, den der grausame Pharao gegen die männlichen Kinder erließ, und wurde am Gestade des Flusses nicht nackt, sondern in einer Kiste ausgesetzt. Denn das Gesetz mußte bildlich in einer Arche sein. Er wurde aber nahe am Wasser niedergesetzt; denn das Gesetz ist der Gnade benachbart, und täglich nahmen die Hebräer Waschungen vor, die etwas später durch die vollkommene und bewunderungswürdige Taufe überstrahlt werden sollten. Wie aber der göttliche Paulus glaubt, verkündete auch das Volk, das über das rothe Meer ging, die Erlösung der Menschen.8 Es ging das Volk hindurch, und der ägyptische König wurde mit seinem Heere in den Wellen begraben, und dieß Geheimniß9 wurde durch die Thatsachen prophezeit. Denn auch jetzt wird das Volk, da es sich im Bad der Wiedergeburt befindet, nachdem es aus Ägypten und der bösen Sünde entkommen ist, seinerseits befreit und gerettet, der Teufel dagegen mit seinen Dienern, nämlich den Geistern der Bosheit, von Schmerz gequält und verzehrt, weil er das Heil der Menschen für sich als ein Unglück betrachtet.

S. 289 Es würde nun Dieß schon zur Bekräftigung des vorliegenden Gegenstandes genügen. Aber auch, was weiter folgt, darf der Freund des Schönen nicht unbeachtet lassen. Denn nachdem das hebräische Volk, wie wir gehört haben, Vieles gelitten und den beschwerlichen Zug durch die Wüste vollendet hatte, kam es nicht eher in den Besitz des Landes der Verheissung, als bis es unter der Führung des Josua, der sein Leben leitete, bis an den Jordan vorgedrungen war. Indem aber Josua auch die zwölf Steine in den Fluß legte,10 hat er offenbar die zwölf Apostel als die Diener der Taufe im Voraus angedeutet. Und das wunderbare und alle menschliche Vernunft übersteigende Opfer des greisen Thesbiten, ist es etwas Anderes als eine thatsächliche Vorherverkündung des Glaubens an den Vater, Sohn und heiligen Geist und an die Erlösung? Denn da das ganze Volk der Hebräer die Gottesfurcht der Väter mit Füßen trat und sich in die Abgötterei verirrte, und der König Achab ein Spielball des Götzendienstes war, indem er eine böse Genossin des Lebens und eine ganz verruchte Lehrerin der Gottlosigkeit in der verrufenen Jezabel hatte, da ging der Prophet, von der geistigen Gnade erfüllt, zu Achab, und vor den Augen des Königs und des ganzen Volkes erhob er sich gegen die Priester des Baal zum wunderbaren ungeheuren Kampfe, und indem er ihnen vorschlug, das Rind ohne Feuer zu opfern,11 zeigte er sie in ihrer Lächerlichkeit und Jämmerlichkeit, da sie vergebens zu den falschen Göttern beteten und schrieen. Zuletzt rief er selbst seinen eigenen wahrem Gott an, und führte mit mehreren Vergrößerungen und Zugaben in bewunderungswürdiger Weise den vorgeschlagenem Kampf zu Ende. Denn er lockte nicht einfach durch sein Gebet das Feuer vom Himmel auf das Holz im trockenen Zustand herab, sondern nachdem er den Dienern aufgetragen und befohlen, reichliches Wasser herbeizuholen, und dreimal die Wassergefäße auf das gespaltene Holz S. 290 ausgegossen hatte, zündete er aus dem Wasser durch Gebet das Feuer an, um aus dem natürlichen Gegensatz der Elemente, die unerwartet zu freundschaftlichem Zusammenwirken sich verbanden, die große Überlegenheit der Macht seines Gottes zu zeigen. Auf diese Weise hat Elias uns deutlich die später einzuführende Weihe der Taufe durch jenes bewunderungswürdige Opfer vorhergesagt. Denn als dreimal Wasser ausgegossen war, entzündete sich das Feuer,12 so daß sich deutlich zeigt, es sei, wo das mystische Feuer, dort auch der belebende, erwärmende, feurige Geist, der die Gottlosen brennt und die Gläubigen erleuchtet. Aber auch dessen Jünger Elisäus reinigt, als der Syrer Naaman, welcher am Aussatze krank war, Hilfe suchend zu ihm kommt, den Kranken nach vorhergegangenem Bade im Jordan,13 und deutet sowohl durch den Gebrauch des Wassers im Allgemeinen, als durch das Bad im Jordan insbesondere im Voraus die Zukunft an. Denn der Jordan hat allein unter allen Flüssen die erste Heiligung und Segnung in sich aufgenommen und wie aus einer Quelle dessen selbst, was er vorbildete, der ganzen Welt die Gnade der Taufe zugeführt.

Das sind nun die in der That und Wirklichkeit hervortretenden Anzeichen der Wiedergeburt durch das Bad. Wollen wir ausserdem auch die Prophezeiungen in Worten und Reden betrachten! Isaias also ruft aus und sagt: „Waschet euch, werdet rein, entfernet die Bosheit aus euren Seelen,“14 und David: „Tretet zu ihm hinzu und laßt euch erleuchten, und euer Angesicht wird nicht zu Schanden werden.“15 Ezechiel aber, der deutlicher und klarer als Beide schreibt, macht die herrliche Verheissung: „Ich werde euch besprengen mit klarem Wasser, und ihr werdet von allen eueren Unreinigkeiten geläutert werden, und ich werde euch von allen eueren Götzenbildern reinigen und euch ein neues Herz S. 291 und einen neuen Geist verleihen, und ich werde euer steinernes Herz aus euerm Leibe wegnehmen und euch ein Herz von Fleisch geben und werde euch meinen Geist geben.“16 Sehr deutlich sagt auch Zacharias den Jesus voraus, der das schmutzige Kleid, das Fleisch des Knechtes, das wir an uns tragen, angezogen hat, und indem er ihm die finstere Kleidung auszieht, läßt er ihn mit dem reinen und glänzenden Gewande schmücken,17 und belehrt uns durch die bildliche Darstellung, daß wir ja in der Taufe Jesu alle die Sünden wie ein vielfach geflicktes Bettlerkleid aus- und das heilige und schönste Kleid der Wiedergeburt anziehen.


  1. Ebd. [Gen.] 26, 18. ↩

  2. Ebd. [Gen.] 29, 9. ↩

  3. Is. 28, 16. ↩

  4. Dan. 2, 34. ↩

  5. Gen. 29, 2. ↩

  6. Gen. 30, 37. ↩

  7. Exod. 2, 2. ↩

  8. I. Kor. 10, 1. 2. ↩

  9. Das Geheimniß der Taufe. ↩

  10. Jos. 4, 9. ↩

  11. III. Kön. 18, 23 [I. Kön. nach neuerer Lesart]. ↩

  12. III. Kön. 18, 34. 38 [I. Kön. nach neuerer Lesart]. ↩

  13. IV. Kön. 5, 10 [II. Kön. nach neuerer Lesart]. ↩

  14. Is. 1, 16. ↩

  15. Ps. 33, 6 [hebr. Ps. 34, 6]. ↩

  16. Ezech. 36, 25―27. ↩

  17. Zach. 3, 3―5. ↩

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Rede auf den Festtag der Lichter, an dem unser Herr getauft wurde. (Epiphanie.)

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