1.
S. 427 Was, wie ich glaube, den Meisten Verdruß macht, darüber empfinde ich selbst in meinem Herzen Freude. Denn unangenehm ist es natürlich den Meisten, wenn sie gegenseitig gedrängt werden; mir aber ist das die größte Freude. Denn es freut sich das Auge des Hirten, wenn es wahrnimmt, daß die Heerde wegen ihrer Menge in die Enge zusammengedrängt und über den Schafstall hinausgedrückt werde. Und doch ist der Stall für die Schafe nicht klein, sondern zu enge wird der weite Raum durch die große Zahl der blühenden Heerde. Als so etwas Petrus auch am Herrn wahrnahm, wandte er sich zu ihm mit diesen Worten: „Meister, man drängt und drückt dich.“1 Das heißt in Wahrheit, wie an einer Stelle der göttliche Apostel sagt, gedrückt und nicht in die Enge getrieben werden. Denn er sagte: „In Allem gedrückt, aber nicht in die Enge getrieben.“2 Was soll aber ich für eine Rede vortragen für eine solche Versammlung? Wer wird mir eine Stimme geben, helltönender als eine Trompete, so daß sie die Volksmasse übertönt und in das Gehör der Versammelten die Worte senkt? Auf welchen Punkt von Dem, was vorgelesen worden ist, soll ich meine Gedanken lenken, um eine den Umständen entsprechende Rede zu finden? Viel vermag Job, um durch sein Beispiel das Leben zu männlichem Sinne zu bilden, Vieles der Verfasser der Sprüchwörter durch seine Sinnsprüche. Was soll man aber erst sagen vom heiligen Apostel, der in jenen geheimen Reden, von denen er sagt, daß sie die menschliche Einsicht übersteigen,3 indem er die Ephesier belehrte, wohl auch uns die geheime Lehre im Kreuze zu verstehen gab und sie in geheimnißvollen Aussprüchen enthüllte? Von gleicher Art sind ferner auch die Geheimnisse in den Psalmen, die Erinnerung, die Säuleninschrift und S. 428 der Keltergesang. Denn indem wir Dieß an den Inschriften der von uns gelesenen Psalmen wahrnehmen, sehen wir, daß die geheimnißvollen Aussprüche einen umfangreichen Redestoff gewähren.