9.
S. 285 Mit Vertrauen öffnest du deinen Mund und sprichst: „Führe mich nicht in Versuchung, sondern erlöse mich vom Bösen.“ Es ist nicht der Wille Gottes, den Menschen in Versuchung zu führen, sondern ihn aus der Versuchung zu retten und ihn vom Tode zu erlösen. Denn er, der seinen Sohn nicht geschont hat, sondern ihn für uns alle in den Tod gab, schenkte durch ihn allen alles Gute, welches sie von ihm erbitten. Wenn es auch nicht in unserer Macht liegt, Gott zu vergelten, so wollen wir es doch nicht vernachlässigen, soweit es in unserer Kraft liegt. Unsere Mäßigkeit wird uns als Fasten gerechnet, und der mäßige Trank als Enthaltung vom Weine; geringe Kleidung als Abhärtung und notdürftiger Besitz als Armut. Um der Seligkeit willen milde werden, dem Nächsten Sanftmut lehren. Können wir nicht leben ohne Schlaf, so wollen wir uns doch nicht die ganze Nacht dem Schlafe ergeben, damit wir nicht ganz des Psalmgebetes und des Lobpreises vergessen. Wenn wir die Not der Armen nicht stillen können, so wollen wir ihnen doch den Bissen und den Labtrunk nicht verkürzen. In unserm Besitz soll sich nichts finden, was aus der Beraubung von Witwen und Waisen stammt. Was immer in unserem Besitze ist, das sei Gott geweiht. Dann werden wir selbst ein ihm gefälliges und angenehmes Opfer sein. Für alle geziemt es sich, eifrig zu sein in der tätigen Erfüllung der Gebote Gottes, für Männer und Frauen, für Knechte und Freie. Denn unser Herr ist gekommen wegen der Nachlassung gegen alle. Seiner Menschenliebe gebührt Ruhm, Herrschaft und Ehre jetzt und in alle Ewigkeit! Amen.