4.
Wie Gott der König ist über alles, so geht sein Reich über jene, die seinen Willen tun. Er sagt nur: Es komme dein Reich. Das gemäß dem Wort: Es wird ein Stern aufgehen für Jakob, und es wird ein Mann erstehen aus Israel und er wird aufbrechen und vernichten die Macht Amaleks. Der Stern ist aufgegangen und der Mann ist erstanden, und er hat geschlagen und niedergerungen den Satan, der die Macht der Heiden war. Das war der Wille Gottes von Anfang an, und er hat sich erfüllt in der Ankunft unseres Herrn, Jesus Christus. Dieses Gebet müssen wir nach seinem Sinne lernen und gläubig hoffen auf die zweite Ankunft; dort werden gemäß unseren Gebeten auch unsere Werke sich S. 280 in Wahrheit zeigen. „Es komme dein Reich.“ Jener lehrt uns das Reich mit Bezug auf sein Wort: „Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, und die Welt hat ihn nicht erkannt“ (Joh. 1, 10). Er lehrt Vater sagen, daß du ihn allein als Schöpfer der Welt erkennest, der Schöpfung nach (Vater) von allem, der Kindesannahme nach nur vom Menschen. Der Schöpfer ist auch der König, und was hervorging, das ist sein Reich. Er, der von Natur unser Gott ist, ist aus Gnade in seiner Gottheit unser Vater. Dieweil Gott der Vater aller ist, ist Christus der Bruder aller, die seinen Willen tun. Er war König und wurde dein Bruder. Diese Gnade ist größer als die erste Schöpfung. Damals wurde gesagt, daß der Mensch nach dem Ebenbild Gottes werden solle, da er ihn ja nach einem Vorbilde gestaltete; wie er auch wollte, daß das Geistige Vorbild des Materiellen sei, damit auch jenes in ihm durch Tugend sich gestalten lerne. Weil er jedoch sich mit ihm nicht vereinigen konnte, so nahm er dessen Vorbild, wie er es selbst weiß. Er selbst bildete ihn in der unauflösbaren und unzerstörbaren Beschaffenheit unerreichbar und unaussprechlich, nur für den Glauben und die Hoffnung erfaßbar, allein würdig der Liebe, ihn, der mit uns unter uns spricht und uns lehrt. Er spricht als unser Genosse und lehrt uns die unsichtbare Gottheit im Sichtbaren, auf daß du an den sichtbaren Dingen das unsichtbare Reich erkennest. Mit jenem kam er und wird er zum zweiten Male kommen. Nunmehr hat die Lehre die Jünger Söhne genannt und die Knechte zu Herren gemacht, und die dem Tod Verfallenen zur Unsterblichkeit, zur Anregung der Bereitschaft eingeladen, indem es heißt: Es komme dein Reich. Hernach zur Vergeltung nach eines jeden Würdigkeit. Auf daß auch du dich teilhaftig machen könnest und erhebest in das Gebiet des Reiches, ist das liebliche Gebet. Und es verspricht uns Gaben, die erhabener sind als unsere Natur.
