2.
Darin besteht die wahre Liebe, wenn wir nicht aus (Eigennutz) Selbstsucht lieben, auch nicht deshalb, weil es also Brauch ist, auch nicht wegen irgendwelcher Zuneigung oder freundlichen Gesichtern zulieb, auch sollen wir nicht lieben, um wieder geliebt zu werden. Nein, einzig und allein des Gebotes Gottes wegen sollst du alle lieben und mit allen Frieden haben. Mit den Dürftigen jedoch nur teile deinen Reichtum, trage Sorge für die Armen wie für deine kranken Glieder; sind wir doch alle untereinander Glieder, und darum müssen wir anderen Glieder mitleiden, wenn ein Glied leidet nach dem Ausspruche Pauli1 und leiden aus Liebe zum Nächsten, wie auch Christus unseretwegen gelitten hat. Denn wenn der, welcher Gott war, sich unseretwegen und für seine Feinde und Hasser der Verachtung preisgab, wie könnten wir es dann verantworten, wenn wir einander nicht liebten nach dem Gebote, das uns vorschreibt, unsere Feinde zu lieben, diejenigen zu segnen, die uns verfolgen und Gutes denen zu tun, die uns hassen, und zu beten für die, die uns verfolgen2. Liebe vergelten zwar auch die Zöllner mit Liebe, da S. 147 aber kommt das Gebot zur Erfüllung, wo man auch die Feinde geliebt hat; und man soll nach Kräften allen sich nützlich zeigen, die Dürftigen aufrichten, die Betrübten trösten, Bestrafung fordern bei der Beraubung, dem Hilfsbedürftigen beistehen, den Kranken bedienen, die Irrenden zur Einsicht bringen, jeglicher Not des Mitbruders steuern, allen mit Hab und Gut zu Diensten sein, denn bei dem Gläubigen ist alles Gemeingut.