10.
Manche gibt es ferner, die die Sehnsucht nach dem heiligen Geheimnis ganz und gar nicht treibt, sich mit ihrem Nächsten auszusöhnen; sie bleiben vielmehr viele Tage lang dem heiligen Sakramente fern und halten es für schwerer, mit ihrem Bruder zu verhandeln und sich mit ihm auszusöhnen, als wenn sie fernbleiben und das heilige Sakrament des Leibes und Blutes Christi nicht empfangen. Aus Scheu vor der Verdemütigung seinem Nächsten gegenüber mißachtet er das Sakrament des Herrn. Er hält sich davon zurück und meint, Gott Ehre zu erweisen, indem er nicht hinzutritt zu dem Sakramente. Er bedenkt nicht, daß er vielmehr Verachtung verrät, wenn er sich nicht beeilt, mit seinem Nächsten sich auszusöhnen aus Liebe und Sehnsucht nach dem Leibe Christi, von welchem Paulus sagt: Wer möchte uns trennen von der Liebe Christi? Trübsal oder Tod und dergleichen1 können uns nicht scheiden von der Liebe Christi. Dich aber sollte eine nichtssagende Feindschaft mit deinem Nächsten trennen von der Liebe S. 156 Christi, dich sollte sie abhalten und entfernen von dem heiligen Sakramente? Wenn dich auch jemand beleidigt hat, dann schadest du dir doch nicht, wenn du dich aus Gehorsam gegen das Gebot Gottes verdemütigst? Im Gegenteil, du erhältst einen großen Gewinn. Mag jemand dich auch verachten und verspotten, sprich zu dir selbst: Staub und Asche bist du.
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Röm. 8, 35. ↩