1.
Wohin soll ich mich wenden, wie kann ich loswerden und beweinen die furchtbare Ungerechtigkeit, die mich peinigt? Oder wo kann ich schweigend mich verbergen, trauernd über die Sünden, niedergedrückt durch all die schmutzigen und bösen Gerüchte, welche unablässig an meinem Herzen nagen und meine Eingeweide und meinen Leib durchwühlen mit Klagen. Beständig zehrt an mir die Betrübnis und macht mich ersticken. Denn beständig muß ich hören von zügelloser Unzucht und gesetzwidrige Gottlosigkeiten ansehen. Von der vielen Trübsal meines Herzens ward mein Gebein1 zu Staub zermalmt, und mein Leib ward verwandelt in Erde. Denn vom vielen Aufhören der Sinnesbewegungen wurde ich wie ein dürrer Strauch oder wie ein Bild ohne Leben; infolge der Beraubung meines Geistes habe ich meine Fehler in den Hintergrund treten lassen und S. 185 vergessen und erforsche immer die eueren. Denn ein schlimmes Gerücht und eine widerwärtige Kunde kam mir zu Ohren und tönt immerfort. Von da steigt auf gewaltiger Pesthauch (Lasterhaftigkeit) und verbreitet sich Gestank und Fäulnisgeruch und übler Geruch erhebt sich und macht die heilige Kirche zum Abscheu; darüber sind alle Gerechten außer sich vor Schrecken und klagen über die Lasterhaftigkeiten.
Ps. 31, 3; 101, 4 [Hebr. Ps. 32, 3; 102, 4]. ↩
