10.
Denn gleich wie die Tugend eines Jeden verschieden ist, der Märtyrer, der Bekenner, der Jungfrauen und der züchtigen Ehegatten, ebenso werden auch die Geschenke nach dem Verdienste des Einzelnen ausgetheilt und ausgeschieden von dem Herrn Aller, welcher in sich faßt Aller Gedanken, Worte und Werke. Denn die in Wahrheit und makelloser Reinigkeit und in unbeflecktem Glauben heldenmüthig sind gegen die schlechten Begierden und Sieger sind über alles Schädliche, diese erlangen die Krone der Märtyrer; denn sie erfüllen das Wort des Herrn: „der nehme, sagt er, sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“1 Denn das Kreuz der menschlichen Laster und der schlechten Sitten bewirkt den Tod; wie auch die Heiligen ihr Fleisch gekreuzigt haben mit sammt den Leidenschaften und Begierlichkeiten, was vom Apostel bezeugt ist. Denn, wie für Jene verschiedene Qualen sind, so sind auch für diese verschiedene Versuchungen; aber die Kämpfenden werden als Tapfere nicht besiegt im geistigen Kampfe, sondern zeigen die Gnade des Sieges sichtbar zum Ruhme Gottes.
Aber es gibt auch unter ihnen eine Zunahme oder Abnahme der Tugend, demgemäß ist auch der Lohn für die Bischöfe und Priester und Diakonen und Cleriker, welche in Jungfräulichkeit heldenmüthig sind. Aber auch die Einsiedler und die heiligen Eheleute sind verschieden in den Sitten, aber am letzten Tage der Auferstehung von den Todten werden sichtbar die Früchte der Sitten eines Jeden. Aber auch Diejenigen, welche die Wahrheit mit Unrecht haben, heucheln Gerechtigkeit; ebenso auch die Unreinen und die Bestechlichen und die Geizigen und die Schmeichler, und welche andere Bemackelte und Befleckte es noch gibt, welche die Ungerechtigkeit zu verbergen sich bemühen. „Denn es ist nichts verborgen, das nicht offenbar wird, sagt der Herr, und nichts heimlich, das nicht erkannt wird.“2 Denn wahrhaft erscheinen die Reinen und die Gerechten, welche durch Leiden und durch Unbilden und Beleidigungen und durch viele Bedrängniß gequält wurden, und die Wahrheit nicht verloren haben. Diese haben hienieden als Unterpfand der Hoffnung die Seligkeiten; denn die Leiden vergehen, aber die Verheißungen der Seligkeiten bleiben immerfort. Denn hier haben sie die Freiheit erhalten und dort werden sie das Reich erwerben. Denn durch alle Werke der Tugend haben sie das Pfand der Seligkeiten erhalten durch gute Sitten, und dieß ist die Ursache der Erlösung im Sichtbaren und Unsichtbaren, im Beschreiblichen und Unbeschreiblichen. Das Wort des Sohnes zum Vater sagt: „Wie Du und ich Eins sind, so sollen es auch sein die an uns Glaubenden. “3 Denn er gibt die Gnade der Kindschaft des Vaters und macht zu seinen Erben seine Heiligen.