8.
Die Sanftmuth ist lobenswerther Reichthum für die Armen; denn der irdische Reichthum wird verzehrt und geht zu Grunde durch Hochmuth; aber der der Armen durch die Sanftmuth bleibt ausgezeichnet, unvergänglich, den weder die Motten verderben noch der Rost verzehrt, noch die Diebe untergraben und stehlen. Und deßhalb preist der Herr selig die Sanftmüthigen; denn er sagt: „Selig sind die Sanftmüthigen; denn sie werden besitzen das Land der Lebendigen“, wo nicht gehört wird der Name des Todes, wie auch David sagt: „Gefällig zu sein vor dem Herrn im Lande der Lebendigen.“1 Aber auch hienieden hat sie die Ruhe des Geistes und der Glieder und gegen Alle, welche von vorne angreifen; denn die Armen übt sie in der Ertragung, die Mächtigen macht sie weise, um ohne Unruhe und ohne Aufruhr immerfort die irdische Herrschaft zu haben; in Allem ist sie Mäßigung für Alle, Erzieherin der Großen und Kleinen.
Die Sanftmuth ist die Erleuchtung der priesterlichen Gnade; den leitenden Geist hat sie im Gehorsam und läßt den Aerger sich nicht erregen zum Zorn und zu Beleidigungen, unwissend, welche von den Gedanken sich stolz erheben im Zorne. Aber durch die Sanftmuth richten die Beunruhigten gemäß der Verkündigung Christi den Befehl der Dinge nach ihrer Kenntniß, und so erleuchtet die Sanftmuth, damit sie sehen eure guten S. 143 Werke, sagt der Herr, und preisen eueren Vater, der im Himmel ist. Die Sanftmuth ist wie das Salz, welches die Speisen schmackhaft macht, welches die Süßigkeit des Geschmackes dem Gaumen schmackhaft macht. Denn euere Worte, sagt die Schrift, seien wie mit Salz gewürzt voll von Gnaden und Wahrheit, bereitet mit sanfter Lehre, um zu geben die Gnaden den Hörenden wegen des künftigen Gerichtes der Gerechten und der Sünder, damit Die, welche hören, weise werden in Christo. Die Sanftmuth ist der herablassende Herr; die Fischer machte er zu Predigern und zur Quelle der heilsamen Gnaden des heiligen Geistes, tränkend die Gläubigen mit der Gotteserkenntniß.
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Ps 114,9. ↩