13.
Das Mitleid ist die Sorge der reinen Liebe, das Verlangen der Sehnsucht nach dem Liebenden, das Gedächtniß der Eltern und die Zuneigung der Kinder, die Erforschung der Entfernten und die Ernährung der Verwandten. Das Mitleid ist die Wurzel des Guten, und deren Zweige die Freude und deren Blätter die Wachsamkeit und deren Blüthen die Ergötzung und deren Frucht unvergleichliche Schmackhaftigkeit. Denn durch das Mitleid wird die Betrübniß der Fehler aufgehoben und die widerwärtige Schlaffheit, welche die Seele entmuthigt, und die Trauer, welche entfremdet und verwirrt macht. Es verhindert die Trägheit und ermuthigt zum Eifer, es rottet den Geiz aus und erlangt die Genügsamkeit, tadelt die Schamlosigkeit und macht blühend die Reinigkeit, es ist das Auslöschen der Ungläubigkeit und das Strahlen des Lichtes des Glaubens, der Ausgang des Zweifels und der Eingang der lebendigen Hoffnung, entfremdend dem Hasse und beruhigend die Gefährdeten und tröstend alle Bedrängten.
Das Mitleid unterdrückt den Stolz und löst die Verfolgungen, beschämt die Hinterlist und beseitigt die Rachesucht S. 149 und den Neid; es ist eine Qual für die Ungehorsamen und ermuthigt die Geduldigen, stärkt die Enthaltsamen und reinigt die Befleckung; es ermuthigt die Zweifelnden und unterstützt die Demüthigen; es ist die Krone der Züchtigkeit und der Makellosigkeit und die Ermahnerin der Tugend; es erweckt die Schläfrigen und Nachlässigen und führt sie zu den Werken der Ruhe, welche voll ist von aller Güte, welche die Sorge des Mitleids hat, durch die unversehrten, reinen, makellosen, unbefleckten Wohlthaten durch die Zuneigung der Liebe. Denn wer dieses geistige Mitleid in der Seele besitzt mit reinen Sitten, der wird gekrönt mit lebendiger Seligkeit durch die Sorge der Liebe der allerheiligsten Dreifaltigkeit, welche befreit von den bitteren Leiden der Hölle und in den Besitz der ewigen, unvergleichlichen Güter setzt.