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Über die Auferstehung des Fleisches. (BKV)
2. Cap. Es gibt auch innerhalb des Christentums Sekten, welche die Auferstehung verwerfen. Zusammenhang dieses Irrtums mit den von Tertullian in früheren Schriften bekämpften Irrlehren.
S. 422 Wenn sich aber auch unter den Bekennern Gottes eine Gesellschaft findet, die den Epikuräern näher verwandt ist als den Propheten, so wissen wir ja, was sie, die Sadduzäer, von Christus zu hören bekamen. Christus nämlich war es vorbehalten, alles ehedem Verborgene aufzudecken, dem Ungewissen die Richtung zu geben, das Unvollständige zu ergänzen, das Vorhergesagte gegenwärtig zu machen, gewiss aber die Auferstehung der Toten nicht bloss durch sich, sondern auch an sich zu bestätigen. Jetzt rüsten wir uns gegen eine andere Art Sadduzäer, die, welche die Ansicht derselben teilen. Sie erkennen so die Auferstehung nur zur Hälfte an, nämlich bloss die der Seele, den Körper verachten sie, sowie auch den Herrn des Körpers. Die Häretiker missgönnen nämlich keiner andern körperlichen Substanz ihr Wohlergehen, als der, welche der andern Gottheit 1 angehört. Daher waren sie auch bei Christus gezwungen, damit er nur nicht dem Weltschöpfer angehöre, ihm eine andere Beschaffenheit zu geben, und haben so zuerst hinsichtlich seiner menschlichen Natur selbst geirrt, indem sie entweder mit Marcion und Basilides vorgaben, dieselbe habe gar keine Realität, oder, wie die Häresie de Valentinus und Apelles will, sie sei von einer ganz besondern Beschaffenheit. Und so ist denn die Folge, dass sie von der Erhaltung derjenigen Substanz, woran sie Christo keinen Anteil geben, nichts wissen wollen, überzeugt davon, dass es für deren Auferstehung ein äusserst günstiges Vorurtheil erwecken würde, wenn in Christus das Fleisch bereits auferstanden wäre.
Aus diesem Grunde haben wir auch das Buch über den Leib Christi vorausgehen lassen, worin wir dessen Materialität gegen das Hirngespinst eines Scheingebildes beweisen und gegenüber der vorgeblichen ganz besondern Qualität desselben seinen menschlichen Charakter aufrecht erhalten, so dass Christus den Namen Mensch und Menschensohn zu führen berechtigt ist. Denn indem wir den Beweis liefern, dass er ein fleischliches und körperliches Wesen war, überführen wir die Gegner zugleich durch Präskription davon, dass dann auch neben dem Weltschöpfer kein Gott weiter geglaubt werden dürfe, indem wir an Christo, in welchem Gott erkannt wird, eine solche Beschaffenheit nachweisen, wie sie der Weltschöpfer verheissen hat. 2 Dadurch überführt, dass Gott der Schöpfer des Fleisches, und Christus der Erlöser des Fleisches sei, werden sie nunmehr auch der Auferstehung des Fleisches überwiesen werden. Natürlich ganz folgerecht!
Das ist denn auch ungefähr die Methode, wonach wir die Disputationen mit den Häretikern anstellen. Denn die logische Ordnung verlangt, dass immer aus den Grundsätzen die Folgerungen abgeleitet werden, so dass zuerst das feststehe, was dem fraglichen Gegenstande als Fundament dienen S. 423 soll. Daher verhandeln die Häretiker, ihrer Schwäche sich wohl bewusst, niemals nach dieser ordnungsgemässen Methode.
In der sichern Erwartung der grossen Mühe, die sie mit dem Erweise einer andern Gottheit gegenüber dem Gott der Welt haben, der durch die Zeugnisse seiner Werke von Natur aus allen bekannt, in seinen Geheimnissen der Frühere und in seinen Verkündigungen der Erkennbarere ist, machen sie unter dem Vorwande, es gebe eine dringendere Angelegenheit, nämlich das Heil des Menschen, welches vor allem andern zu suchen sei, mit den Fragen in betreff der Auferstehung den Anfang.
Denn an die Auferstehung des Fleisches glaubt es sich schwerer als an einen Gott. Daher bearbeiten sie das Erkenntnisvermögen, berauben es der Kraft der ihm entsprechenden richtigen Methode, beschweren es dafür mit Besorgnissen, die auf Herabsetzung des Leibes gerichtet sind, und machen es empfänglich — eben durch Beraubung der Hoffnung und Vertauschung des Gegenstandes derselben. Jeder nämlich, der von der Höhe seiner Hoffnung, deren er sich beim Schöpfer sicher glaubte, herabgestossen oder doch darin wankend gemacht ist, neigt leicht dem Gedanken an den Gewährsmann einer andern Hoffnung zu und kommt von selbst darauf. Durch eine Verschiedenheit der Verheissungen wird die Verschiedenheit der Götter insinuiert. Auf diese Weise sehen wir viele Leute ins Garn gehen und sie werden eher um den Glauben an die Auferstehung gebracht, bevor sie andere um den Glauben an die Einheit Gottes bringen.
Was die Häretiker anlangt, so haben wir schon gezeigt, mit welcher Waffe man ihnen entgegenwirken müsse. Und es ist ihnen bereits, jedem unter seinem besonderen Titel, entgegengewirkt, bezüglich der Einzigkeit Gottes3 und seines Christus4 gegen Marcion, bezüglich der menschlichen Natur des Herrn gegen die vier Häresien;5 letzteres besonders, um für die gegenwärtige Frage den Weg zu bahnen. Daher ist nun über die Auferstehung des Fleisches bloss noch in der Rücksicht zu handeln, als ungewiss in Hinsicht unser, das heisst in Hinsicht des Weltschöpfers.
Denn es gibt auch viele Unwissende, sehr viele, die in ihrem Glauben schwanken, und noch mehr Einfältige, welche man wird unterrichten, leiten und befestigen müssen. Auch nach dieser Seite hin wird die Einheit der Gottheit ihre Verteidigung finden. Wie dieselbe nämlich durch Leugnung der Auferstehung des Fleisches gefährdet wird, so wird sie umgekehrt durch deren Aufrechthaltung sichergestellt.
Die Fortdauer der Seele aber unterliegt, glaube ich, keinen Bedenklichkeiten. Denn fast alle Häretiker lassen sie in irgend einer Weise gelten S. 424 oder leugnen sie doch nicht. Wenn dann einzig und allein ein gewisser Lukanus mit der genannten Substanz nicht einmal Schonung übt, sondern sie in aristotelischer Weise auflöst und dafür etwas anderes an ihre Stelle setzt, indem er als ein gewisses Drittes auferstehen will, nicht als Seele und auch nicht als Leib, das heisst dann wohl als ein Nichtmensch, vielleicht, weil er aus Lukanien ist, als ein Bär6 — so ist das seine Sache. Auch er findet aus unserer Feder ein sehr umfangreiches Werk über die Seele in allen ihren Beziehungen. Wir halten darin vor allem deren Unsterblichkeit aufrecht, erkennen bloss dem Fleische die Vergänglichkeit zu und behaupten ganz besonders dessen Wiederherstellung. Was wir sonst etwa anderwärts, wie es die Sachen mit sich brachten, vorweggenommen und hie und da zerstreut angebracht haben, das ist dort in ein dem Gegenstand entsprechendes regelrechtes Ganzes gebracht. Denn, wie es üblich ist, manchmal etwas vorwegzunehmen, so muss man auch manchmal etwas versparen, wenn dann nur das Vorwegbesprochene seine Vervollständigung als Ganzes findet und das an verschiedenen Orten Aufgesparte unter seiner Rubrik wieder erscheint.
Dem Demiurgen. ↩
Im alten Bunde, als dessen Gott jene Gnostiker den Demiurgen betrachteten. ↩
Buch I und II adv. Marc. ↩
Buch III und IV adv. Marc. ↩
Die Schrift de carne Christi berücksichtigt bekanntlich die vier Häretiker Marcion, Apelles, Valentinus und Alexander. ↩
Anspielung auf den Namen dieses Häretikers. In Lukanien gab es Bären. ↩
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On the Resurrection of the Flesh
Chapter II.--The Jewish Sadducees a Link Between the Pagan Philosophers and the Heretics on This Doctrine. Its Fundamental Importance Asserted. The Soul Fares Better Than the Body, in Heretical Estimation, as to Its Future State. Its Extinction, However, Was Held by One Lucan.
Since there is even within the confines of God's Church 1 a sect which is more nearly allied to the Epicureans than to the prophets, an opportunity is afforded us of knowing 2 what estimate Christ forms of the (said sect, even the) Sadducees. For to Christ was it reserved to lay bare everything which before was concealed: to impart certainty to doubtful points; to accomplish those of which men had had but a foretaste; to give present reality to the objects of prophecy; and to furnish not only by Himself, but actually in Himself, certain proofs of the resurrection of the dead. It is, however, against other Sadducees that we have now to prepare ourselves, but still partakers of their doctrine. For instance, they allow a moiety of the resurrection; that is, simply of the soul, despising the flesh, just as they also do the Lord of the flesh Himself. No other persons, indeed, refuse to concede to the substance of the body its recovery from death, 3 heretical inventors of a second deity. Driven then, as they are, to give a different dispensation to Christ, so that He may not be accounted as belonging to the Creator, they have achieved their first error in the article of His very flesh; contending with Marcion and Basilides that it possessed no reality; or else holding, after the heretical tenets of Valentinus, and according to Apelles, that it had qualities peculiar to itself. And so it follows that they shut out from all recovery from death that substance of which they say that Christ did not partake, confidently assuming that it furnishes the strongest presumption against the resurrection, since the flesh is already risen in Christ. Hence it is that we have ourselves previously issued our volume On the flesh of Christ; in which we both furnish proofs of its reality, 4 in opposition to the idea of its being a vain phantom; and claim for it a human nature without any peculiarity of condition--such a nature as has marked out Christ to be both man and the Son of man. For when we prove Him to be invested with the flesh and in a bodily condition, we at the same time refute heresy, by establishing the rule that no other being than the Creator must be believed to be God, since we show that Christ, in whom God is plainly discerned, is precisely of such a nature as the Creator promised that He should be. Being thus refuted touching God as the Creator, and Christ as the Redeemer of the flesh, they will at once be defeated also on the resurrection of the flesh. No procedure, indeed, can be more reasonable. And we affirm that controversy with heretics should in most cases be conducted in this way. For due method requires that conclusions should always be drawn from the most important premises, in order that there be a prior agreement on the essential point, by means of which the particular question under review may be said to have been determined. Hence it is that the heretics, from their conscious weakness, never conduct discussion in an orderly manner. They are well aware how hard is their task in insinuating the existence of a second god, to the disparagement of the Creator of the world, who is known to all men naturally by the testimony of His works, who is before all others in the mysteries 5 of His being, and is especially manifested in the prophets; 6 then, under the pretence of considering a more urgent inquiry, namely man's own salvation--a question which transcends all others in its importance--they begin with doubts about the resurrection; for there is greater difficulty in believing the resurrection of the flesh than the oneness of the Deity. In this way, after they have deprived the discussion of the advantages of its logical order, and have embarrassed it with doubtful insinuations 7 in disparagement of the flesh, they gradually draw their argument to the reception of a second god after destroying and changing the very ground of our hopes. For when once a man is fallen or removed from the sure hope which he had placed in the Creator, he is easily led away to the object of a different hope, whom however of his own accord he can hardly help suspecting. Now it is by a discrepancy in the promises that a difference of gods is insinuated. How many do we thus see drawn into the net vanquished on the resurrection of the flesh, before they could carry their point on the oneness of the Deity! In respect, then, of the heretics, we have shown with what weapons we ought to meet them. And indeed we have already encountered them in treatises severally directed against them: on the one only God and His Christ, in our work against Marcion, 8 on the Lord's flesh, in our book against the four heresies, 9 for the special purpose of opening the way to the present inquiry: so that we have now only to discuss the resurrection of the flesh, (treating it) just as if it were uncertain in regard to ourselves also, that is, in the system of the Creator. 10 Because many persons are uneducated; still more are of faltering faith, and several are weak-minded: these will have to be instructed, directed, strengthened, inasmuch as the very oneness of the Godhead will be defended along with the maintenance of our doctrine. 11 For if the resurrection of the flesh be denied, that prime article of the faith is shaken; if it be asserted, that is established. There is no need, I suppose, to treat of the soul's safety; for nearly all the heretics, in whatever way they conceive of it, certainly refrain from denying that. We may ignore a certain Lucan, 12 who does not spare even this part of our nature, which he follows Aristotle in reducing to dissolution, and substitutes some other thing in lieu of it. Some third nature it is which, according to him, is to rise again, neither soul nor flesh; in other words, not man, but a bear perhaps--for instance, Lucan himself. 13 Even he 14 has received from us a copious notice in our book on the entire condition of the soul, 15 the especial immortality of which we there maintain, whilst we also both acknowledge the dissolution of the flesh alone, and emphatically assert its restitution. Into the body of that work were collected whatever points we elsewhere had to reserve from the pressure of incidental causes. For as it is my custom to touch some questions but lightly on their first occurrence, so I am obliged also to postpone the consideration of them, until the outline can be filled in with complete detail, and the deferred points be taken up on their own merits.
Apud Deum. ↩
Sciemus. ↩
Salutem. ↩
Eam solidam. ↩
In sacramentis. ↩
In praedicationibus: "in the declarations of the prophets." ↩
Scrupulis. ↩
See books ii. and iii. of our Anti-Marcion. ↩
He means the De Carne Christi. ↩
Tanquam penes nos quoque incerta, id est penes Creatorem. This obscure clause is very variously read. One reading, approved by Fr. Junius, has: "Tanquam penes nos incertum, dum sit quoque certum penes Creatorem," q.d., "As a subject full of uncertainty as respects ourselves, although of an opposite character in relation to the Creator;" whatever that may mean. ↩
Hoc latere. ↩
Compare Adv. Omnes Haereses, c. vi. ↩
Varro's words help us to understand this rough joke: "Ursi Lucana origo," etc. (De Ling. Lat. v. 100.) ↩
Iste: rather his subject than his person. ↩
i.e. the De Anima. ↩