15.
Und weil unser Herr die Wohnung seiner Herrlichkeit eine Stadt genannt hat, ist wirklich der Glaube unseres Herrn Städten ähnlich; wie wenn ein König irgend einem von seinen Dienern Herrschaft über Städte und Dörfer geben wird. Und es wohnt der Diener im Palaste des Königs, und er badet sich in dessen Bädern, und er setzt sich nieder auf dem Throne seines Königtums, und in seinen Wandelgängen wandelt er. Und darin allein ist der Diener als Fürst geringer als der große König, daß dieser sein [nämlich des Dieners] Herr ist; und er weiß, daß er nicht selbst Oberhaupt ist und daß er von seinem Herrn da [die] Herrschaft über dessen Eigentum hat. So auch wir; wenn unser Herr an uns die Milde seines Erbarmens übt1 und uns zu sich selbst und zu seiner Stätte emporhebt, wohnen wir in seinem Königreiche, und wir befinden uns äußerst wohl2 in seinem Lichte dort, und wir werden fröhlich bei seinen Gütern und aller seiner Besitztümer werden wir Teilhaber und Genossen; aber hierdurch allein sind wir geringer als er, daß er das Haupt ist und wir von ihm Macht erhalten, uns an seinen Gaben zu erfreuen. Und hierin ist der Glaube unseres Herrn [„den Städten“ oder: „dem Silber“] 3 verglichen worden.
Im Evangelium da steht geschrieben, daß unser Herr seinen Glauben Pflanzen verglichen hat, er sagt: „Ein Mann pflanzte sich S. 39 einen Weinberg, mit Mauern4 ummauerte er ihn, und mit Befestigungen befestigte er ihn. Eine Grube für die Weinkelter legte er in ihm an, und er baute [und] errichtete in ihm einen Turm.5 Und dort in derselben Rede macht er klar, daß er arbeitete, sich abmühte in dem Weinberge bis zur Zeit der Früchte und die Winzer6 ihn abwiesen“.7 Und wieder an einer anderen Stelle sagt er: „Ich bin ein Weinberg und ihr seid Weinstöcke.8 Jeder Weinstock, der in mich gepflanzt ist und Frucht nicht bringt, wird ausgerissen“.9 Denn wenn dieses auch in dem Evangelium da, das die ketzerischen10 Markionisten lesen, verschwunden11 ist, so ersteht12 ihnen doch von jenem aus,13 was bei dem Apostel geschrieben ist, was sie davon überführt,14 daß dieses wirklich in dem Evangelium geschrieben war, daß wir durch Pflanzen versinnbildet sind und die Markionisten dies ausgetilgt haben. Es schreibt der Apostel im Briefe an die Römer also:15 „Denn wenn wir zusammengepflanzte für den Tod16 unseres Herrn geworden sind, so gleicherweise auch für seine17 Auferstehung“.18 Und im ersten Briefe an die Korinther steht wiederum geschrieben, daß jene eine Pflanzung Gottes sind, er sagt: „Ich habe gepflanzt, Apolos19 begoß,20 aber Gott ließ wachsen“.21
Und durch diese Gleichnisse hat die Schrift die Lehre der Prophezeiung erfüllt. Es sagt Isaias der Prophet, daß gläubig S. 40 gewordene Menschen Pflanzen22 des Lebens sind, und wenn sie von den Werken des Lebens leer geblieben sind, sie alsdann ein verödeter Weinberg sind; er sagt: „Einen Weinberg habe ich gepflanzt an einem lieblichen Orte, an einem Orte der Fruchtbarkeit;23 durch einen Zaun hegte ich ihn ein, mit Festigkeit24 ummauerte ich [ihn], neue Pflanzen pflanzte ich, ich reinigte, beschnitt,25 ich lockerte26 [den Erdboden]; ein Weinspalier legte ich schön an, einen Turm errichtete ich, eine Grube für die Weinpresse baute ich; ich wartete beständig,27 daß er käme und mir Trauben trüge, er kam, trug Dornen und Disteln. Jetzt, Männer Judas und Bewohner Jerusalems, richtet zwischen mir und meinem Weinberge. Was war etwa für meinen Weinberg zu tun und ich habe es ihm nicht getan? Ich wartete beständig, daß er käme und mir Trauben trüge; er kam und trug mir Dornen und Disteln. Nun will ich selbst erzählen, was ich an meinem Weinberge tun werde. Zerstören werde ich die Festigkeit seiner Umhegung, und er wird werden zum Raube,28 zugrunde richten werde ich die Mauern, und ich werde [ihn] von Truppen zertreten lassen. Verlassen werde ich meinen Weinberg, daß er nicht beschnitten29 und gereinigt und locker gemacht wird, wachsen und ihm anhaften werden Dornen wie im Ödland; Befehl werde ich meinen Wolken gehen, daß sie meinem Weinberg keinen Regen geben, denn Weinberg des Allgewaltigen30 ist das Haus Israels und der Mann31 Judas eine liebliche Neupflanzung. Ich wartete beständig,32 daß sich an ihm Recht finden werde, und es fand sich Unrecht, ich hoffte auf Gerechtigkeit und es wurde Ungerechtigkeit“.33
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tut. ↩
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„wir befinden uns äußerst wohl“, wörtlich: „und geliebkost (gestreichelt) leben wir vergnügt“. Man kann auch übersetzen: „wir leben herrlich und in Freuden“. ↩
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Eine von den eingeklammerten Ergänzungen ist notwendig: die erste, wenn die Schlußformel sich auf den letzten Absatz bezieht, die letztere, wenn sie die Erörterung über das ganze Gleichnis vom Silber abschließen will. ↩
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Wänden ↩
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Mk 12,1 (Mt 21,33; Lk 20,9). ↩
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Bauern. ↩
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verleugneten. - In der in Betracht kommenden Parabel steht von diesen Arbeiten des Weinbergbesitzers nichts, vielmehr heißt es bei allen drei Synoptikern, daß er den Weinberg Winzern übergab und selbst fortreiste. Wollte man annehmen, daß statt „in derselben Rede“ zu setzen wäre „durch eben diese Rede“ (was zwar im Arm. nicht steht, aber auf Grund des vorauszusetzenden Syr. ((xxx)) ohne weiteres geschehen dürfte), so würde die Sache wegen des „bis zur Zeit der Ernte“ nicht besser. Es dürfte dem Verfasser Jes 5,1 ff. im Sinne gelegen haben. ↩
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Statt des Sing, ort' lese ich mit Preuschen 247 den Plural ort'k'. Möglicherweise liegt eine Verwechslung von (xxx) und (xxx) vor. Preuschens Rekonstruktion: (xxx) ist zu verbessern in: (xxx). ↩
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Vgl. Joh 15,6 ff. ↩
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fremden. ↩
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verborgen. ↩
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existiert. ↩
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her. ↩
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ein Korrektor, Tadler, Ermahner ist. ↩
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„er sagt“. ↩
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Oder: des Todes. ↩
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seiner. ↩
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Röm 6,5. ↩
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so! ↩
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gab Wasser. ↩
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vermehrte. – 1Kor 3,6. ↩
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Im Armen. steht der Singular, der, wenn er nicht in den Plural zu emendieren ist, kollektivistische Bedeutung haben muß, die auch ztunk in dem folgenden Isaiaszitate hat. ↩
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des Fettes. ↩
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Oder: Eine Befestigung. ↩
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ästete aus. ↩
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machte weich. ↩
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Wörtlich: „ich stand [und] wartete“. ↩
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Plünderung. ↩
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ausgeästet. ↩
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kamarar heißt Gott zunächst, sofern er die Wünsche der Gerechten erfüllt: „gütiger Erbarmer“, dann aber auch, so seltsam das m. E. ist, sofern er ungeschmälert seinen eigenen Willen durchsetzt („(xxx)“ sagt das Novum Lexicon linguae Armeniacae elaboratum studio Abb. Mechitar etc. Venet. 1830/37 s. v.). Die letztere Bedeutung ist die hier allein passende. ↩
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Mensch. ↩
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ich stand, wartete. ↩
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Jes 5,1 ff. ↩