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Werke Ephräm der Syrer (306-373) Erklärung des Evangeliums
I. Abhandlung

16.

Und nach Verwüstung dieses einen Weinberges, betreffs dessen er gesagt hat, daß er eben das Haus Israels ist, macht S. 41 Gott die Berge verwüstet hinsichtlich1 der Saaten und Pflanzen. Es spricht Isaias: „Und es wird sein an jenem Tage: jeder Ort, an dem tausend Handbreit2 Weinberg sind mit je Tausend3 an Wert,4 wird wüst und zu Dornen gewandelt werden. Mit Köcher Versehene und Geschickte und Geübte im Bogenschießen5 werden hineinsteigen,6 denn verwüstet und dornentragend wird das ganze Land sein. Und jeder Berg, der nicht gepflügt ist, wird gefurcht sein, und nicht wird Furcht dahin kommen,7 denn es wird aus der Wüste und dem dornentragenden Orte ein Weideplatz des Lammes und ein Stampfen8 des Ochsen9 werden“.10 Wie betreffs jenes [Jes 5,1 ff.] Weinberges der Prophet uns erklärt und gezeigt hat [Jes 5,7], daß er nicht ein Weinberg ist, sondern die Güte des Hauses Israels ein begehrenswerter Weinberg genannt wurde und der Glaube Gottes in ihnen [d. i. den Leuten des Hauses Israels], wie in einem neu gepflanzten Weinberge, gepflanzt worden war, und als sie zu dem Götzendienste zurückgekehrt waren, wurden sie verödete Berge, wuchsen an ihnen schlechte Werke wie Dornen hervor; so auch sind wir verödete Berge gewesen, weil wir niemals Frucht Gottes11 gegeben12 hatten. Er sagte:13 „Wie die Pflanze, wie der Samen14 wird15 der Glaube in uns wohnen, daß wir mit Fröhlichkeit Frucht Gottes16 geben.“

S. 42

Wie Isaias bezüglich jenes Weinberges, der gepflanzt und dessen Frucht veredelt worden war, verkündigte, daß er entwurzelt werden würde, und bezüglich der verödeten Berge sagte, daß sie gefurcht17 werden würden,18 so steht auch bei Ezechiel geschrieben, daß Gott die frühere19 Pflanzung ausrotten werde, wie Menschen eine Karda-Pflanze,20 und er macht die andern Menschen, die im Götzendienste verödet und verdorrt waren, froh;21 und er macht sie zu geehrten22 und schönen23 Bäumen, da er aus jenem ersten24 Volke25 eine Pflanze nimmt [und sie] in sie26 hineinpfropft, [nämlich] Jesum Christum, der aus dem Geschlechte des Hauses Judas, nachdem das erste27 Königtum verachtet28 war, genommen ist; denn mehr als alle Söhne Israels, die eine verachtete und verworfene Pflanzung genannt wurden, war das Geschlecht des Hauses Judas mächtig29 und ausgesehen, weil aus ihm Jesus Christus hervorgesproßt ist. Es sagt Ezechiel, der Prophet: „So spricht der Herr der Allgewaltige: Ich werde aus den einzelnen auserlesenen Gipfeln der Zedern und der Zypresse nehmen, und ich werde nehmen von dem je vorzüglichen, das von dem jungen Sproß [kommt], und ich werde sie pflanzen auf der Höhe des Berges, und ich werde ihn30 an dem hohen Berge Israels anheften,31 ich werde pflanzen und festmachen, Äste wird er entfalten und Frucht tragen, und er wird ein großer Baum werden, und in der Festigkeit seiner Äste werden die Vögel des Himmels S. 43 ruhen, und alle seine Zweige werden an ihm fest werden; und alle Hölzer des Waldes werden erkennen, wissen,32 daß ich der Herr bin, der ich die hohen Hölzer erniedrige33 und die niedrigen Hölzer erhöhe, verdorren lasse den grünenden Stamm und grünen mache den vertrockneten Baum“.34 Deshalb vergleicht uns unser Herr im Sinnbild von Beispielen Pflanzen, Bäumen und Reben.35

Und auf diese Weise sind wir Pflanzen ähnlich, daß zuerst ein Steckling von den Reben ganz allein [und] nackt in die Erde angepflanzt wird, und darauf wird er stärker, und er empfängt im Verborgenen die Kraft der Rebe und Zweige und Laub und Blüten und Trauben, woher Wein wird. Und wenn der Abschnitt einer36 Rebe [noch] nackt ist, wird über sie ein Bauer37 zurückgelassen, der rings um ihre Wurzeln [den Boden] locker macht und ihre Zweige von den dürren Spitzen reinigt [und] säubert und ihr Unkraut entfernt38 und alle Arbeit an ihr zu seiner Zeit tut.39 Und in der Obhut des Winzers empfängt [dann noch] die Rebe die Pflege, die ihr von Gott gesandt wird: Sonne, Regen, Wolken, Tau, milde Winde,40 und es wird ihr Frucht der Güte, die den Herrn des Weinberges fröhlich macht. Wenn aber der Winzer bezüglich ihrer [etwas] vernachlässigt, und ihr Pflege, ein Erzieher, Ernährer41 fehlt, wird vertrocknend die Rebe dürr, und die Frucht geht verloren, jene, die bestimmt war, aus ihr erzeugt zu werden, und sie selbst wird Nahrung und Stoff des Feuers".42 So auch werden die Menschen, die Schüler für das Königreich des Himmels werden, als einzelne43 durch den Glauben gepflanzt. In diesem S. 44 [dem Glauben nämlich] werden wir ermutigt, den Namen Gottes anzurufen und daran zu glauben, daß ein alleiniger Gott ist; und wenn wir nach diesem Anfange ohne Frucht sind — denn wir sind an allen Arbeiten und Werken Kinder —, dann werden über uns Lehrer nach der Weise der Winzer aufgestellt.


  1. für. ↩

  2. Handvoll. - Der armen. Text liest ap'n „Gestade, Ufer, Rand“, womit schwerlich etwas anzufangen ist. Ohne Begründung wird in dem eben zitierten armen. Lexikon ap'ni dafür eingesetzt und mit „Nachlese“ erklärt, womit aber auch nichts anzufangen ist. Ich lese ap' — „Handfläche, Handvoll“. Sein Eindringen (die andern Zeugen haben kein entsprechendes Äquivalent!) denke ich mir so. Statt (xxx) ist zunächst wieder (vgl. Joh 15,1 ff. p. 288 1. Abs.) übersetzt worden, als ob da (xxx) stände Nun können wohl nicht gut an „jedem Orte“ 1000 Weinberge sein. Das wurde durch ap' gemildert. Man darf übrigens auch zu dem bald folgenden „Wert (Maß)“ ruhig ein Fragezeichen setzen. ↩

  3. Oder: mit Tausenden. ↩

  4. Maß. ↩

  5. „Geschickte im Bogenschießen“ und „Geübte im Bogenschießen“ sind im Armen. je durch ein Kompositum vertreten; ein Bedeutungsunterschied ist nicht vorhanden; es handelt sich wohl um eine Doppelübersetzung. ↩

  6. Oder: sich hineinstürzen. ↩

  7. gelangen. ↩

  8. Zertreten. ↩

  9. Rindes. ↩

  10. Jes 7,23 ff. ↩

  11. Oder: „Deo“. ↩

  12. getragen. ↩

  13. Hinter „er sagte“ steht noch „sagt er“, das zur Einführung der direkten Rede dient; was folgt, scheint gleichwohl kein Zitat zu sein. „In uns“ deutet vielmehr auf eine Paränese oder Nutzanwendung bin. ↩

  14. die Saat. ↩

  15. soll. ↩

  16. Oder: „Deo“. ↩

  17. = gepflügt. ↩

  18. Statt (xxx) ist (xxx) zu lesen. ↩

  19. erste. ↩

  20. „wie Menschen eine Kardapflanze“. Diese Übersetzung ist nur ein Vorschlag, (xxx) ist in keinem armenischen Lexikon zu finden. Der 2. Teil des Kompositums ist klar: „tunk = Pflanze“, den ersten Teil kard(a) vermag ich nicht zu finden. Steckt darin vielleicht syr. (xxx) = ricinus communis? Das erste a in karda gegenüber syr. e würde keine ernstliche Schwierigkeit bereiten: entweder hat der Übersetzer das Wort nicht gekannt oder er hat im Syrischen e zu a gefärbt. Man würde aber wohl eher den Namen eines Unkrautes erwarten. Immerhin wächst die Rizinuspflanze fast wunderbar und geht bei der leisesten Verletzung rasch zugrunde (vgl. Jonas 4,6 f.). Wahrscheinlicher aber scheint mir, daß man ihr (xxx) (statt (xxx)) „indem er die Menschen eine Pflanzung (Pflanzen) nennt“ zu lesen hat. ↩

  21. Oder: er läßt sie fröhlich gedeihen. ↩

  22. gepriesenen. ↩

  23. edlen. ↩

  24. früheren. ↩

  25. Oder: „Versammlung, Synagoge“. ↩

  26. Plural! ↩

  27. frühere. ↩

  28. zertreten. ↩

  29. reich. ↩

  30. Der Numerus wechselt stark, man könnte „es“ übersetzen, es ist aber offenbar der Sproß gemeint. ↩

  31. aufhängen. ↩

  32. Es liegt wohl Doppelübersetzung vor. ↩

  33. demütige. ↩

  34. Ez 17,22 ff. ↩

  35. ort' kollektivisch gefaßt. ↩

  36. ist durch mi "unus" im Armen. vertreten. Warum, vermag ich nicht zu sagen; man erwartet doch wohl den "unbestimmten Artikel", d.h. im Armen. das nackte Wort. ↩

  37. Winzer. ↩

  38. Statt der Infinitive sind wohl besser die Partizipien zu lesen, sonst ist zu übersetzen: "um ihr Unkraut zu entfernen ... zu tun". ↩

  39. [s.o.] ↩

  40. Wörtlich: "Winde der Sanftheit". ↩

  41. "Erzieher, Nährer"; im Armen., stehen zwei Worte von ungefähr derselben Bedeutung (Ernährer). ↩

  42. Statt i ist wohl ew zu lesen, sonst wäre zu übersetzen "cibus in materiam ignis." ↩

  43. D.h. wohl "ohne im Besitz des Glaubens und guter Werke zu sein"; das armen. Wort bedeutet auch "einsam, allein", so daß vielleicht besser zu übersetzen wäre "als einsame". ↩

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