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Werke Ephräm der Syrer (306-373) Erklärung des Evangeliums
I. Abhandlung

24.

Und wie der Bräutigam der Jungfrau nicht fremd ist, die ihm anverlobt ist, weil sie von einer Natur sind, und ein Gott sie erschaffen hat, und sie gemäß dem Willen ihres Schöpfers miteinander verbunden sind, so auch sind wir unserem Herrn nicht fremd; denn der eine Gott hat uns erschaffen, und gemäß dem Willen unseres Schöpfers sind wir mit Christus verbunden.1 Und wie es einem Weibe nicht zusteht, das Bett ihres Mannes mit einem anderen Manne zu vertauschen, widrigenfalls sie als Hund2 betrachtet wird, so auch wir: statt des Dienstes des Ehebettes verlangt Gott von uns Anbetung und Lobpreisung, wie er es auch von Jerusalem verlangte. Und wie ein Weib, solange Zeit sie mit Ehre den Mann besitzt, der über sie genannt worden ist, Bescheidenheit der Keuschheit hat, wenn das Weib aber in ihrem Sinne in Verwirrung gerät, und jeder Mann wie ihr eigener Mann betrachtet wird, alsdann wird sie Hund und Hure genannt, nicht als ob sie ein anderes Werk noch tut, bei dem sie hurt, sondern wie den Mann empfängt sie jene: so auch wir; solange Zeit wir Furcht und Scheu haben, Anbetung Gottes und seinen Dienst, weil seine Gottheit im Anfange3 in uns bezeichnet4 war, wandeln wir gleichfalls in Keuschheit; wenn wir aber zu einer anderen Lehre abweichen und wir andere Götter machen, alsdann werden wir Hunde und Huren. Und hierin gleichen wir einer Braut, daß sie geht, sich vereinigt mit dem Bräutigam. Und wie sich eine Braut bekleidet und schmückt mit goldenem5 Schmucke — und sie selbst ist nackt allein für den Bräutigam notwendig, und6 ihre S. 67 Kleider zu ihrem Schmucke machen sie angenehm7 für den Bräutigam vor ihr, und8 sie ist ihm nackt für seine Bedürfnisse nötig, und an dem Weibe selbst9 hat er Freude —: so auch wir; es werden unsere guten Werke und unsere Gerechtigkeiten ein Kleid wie ein angelegter Schmuck, daß wir durch sie unserem Herrn wohlgefällig werden sollen. Und10 wir fürwahr sind persönlich Christo notwendig,11 weil er der Bräutigam ist.

Und wie ein Weib, wenn sie sich schmückt, nicht geht [und] eine von ihren Genossinnen fragt, ob sie schön sei, ob nicht, und niemandem wegen ihres Schmuckes vertraut, ob er ihr gut stehe, sondern12 sie nimmt ihren Spiegel und blickt auf sich selber, und sie wird fröhlich über sich selber in ihrem Schmucke da; und sie weiß, wenn sie sich selber wohlgefällig ist, dann wird sie auch dem Bräutigam wohlgefällig sein, zu dem sie gehen will.13 Und wenn irgendeine Makel auf den Mienen ihres Gesichtes wäre oder eine Farbe der Unreinigkeit oder eine Falte der Runzligkeit, tilgt und glättet sie sie, und sie selbst schmückt ihre Person, damit sie dem Bräutigam wohlgefällig sei. So auch wir; denn in Verlobung zu Christus, dem Bräutigam, stehen wir, und niemand weiß, ob wir schön und ob wir mißgestaltet sind, wenn wir nicht die Hl. Schrift nach Art eines Spiegels in die Hand nehmen und betrachtend uns selbst14 erforschen; und wenn wir uns selbst gut sind durch unsere Werke, und ähnlich sind den lebendig machenden Geboten, — denn sie sind ein Spiegel —, dann werden wir auch unserem Herrn gut [genug] sein. Und wie es auf der Erde keine Möglichkeit gibt, daß jemand sein Gesicht betrachtend sieht, und daß es ihm glückt, vor sich die Schönheit und Häßlichkeit seiner Person zu sehen, außer durch einen Spiegel allein, so gibt es niemanden auf der Erde, der das Bild seiner selbst sehen kann, ob seine Werke häßlich sind oder ob schön, sondern jeder Mensch wird in seinen eigenen Augen als gut betrachtet.15 Aber, wann wir in die Hand den Spiegel der Hl. Schrift nehmen, nicht wie unser Sinn glauben möchte, daß wir gut seien, schmücken wir S. 68 uns selbst, sondern wie unsere Schrift16 nach Ähnlichkeit eines Spiegels zeigt. Denn der Apostel sagt: „Wir sehen jetzt die Herrlichkeit des Herrn rätselhaft17 wie durch einen Spiegel“.18 Und darin gleichen wir einem Bilde. Je mehr wir in die Schrift blicken, findet sich in ihr die Kraft, unser Bild vor unser Gesicht zu stellen. Und sie wird ein Spiegel sein, und er19 wird fröhlich sein bei20 unserer guten Verfassung,21 und er wird tilgen und fortnehmen von uns die schlechten Flecken und die Makeln der Unreinheit; und wann unser Sinn erkennt, daß wir uns selbst22 gut sind, wie uns der Spiegel unserer Schrift zeigt, dann wissen wir, daß wir dem Herrn wohlgefällig sind, und er freut sich über uns, wie fröhlich wird ein Bräutigam bei einer Braut, da gar nichts mangelhaft ist.

Aber die, die die Vermittler23 sind, die erzählen der Braut über den Reichtum24 des Bräutigams, und über seinen Namen25 und über seine Anmut und Macht. So auch preisen sie die Braut vor dem Bräutigam und erzählen ihm über die Natur der Schönheit der Jungfrau, die sie ihm verlobt haben und über ihre Sittsamkeit und über ihr gutes Verhalten.26 Und wann die Braut geht, sich mit dem Bräutigam vereinigt und er über sie fröhlich wird alsdann wird sie Herrin über seine Besitztümer, und teilhaftig wird sie seiner Ehren. Aber die, welche Vermittler27 sind, sitzen dort im Hochzeitsgemache, und sie sind fröhlich mit der Braut und mit dem Bräutigam, da er auf ihre Häupter Kronen der Ehre gesetzt hat, und fröhlich sind sie auf der Hochzeit. Denn während die Braut fern von dem Bräutigam war, lehrten sie sie den Wunsch28 des Bräutigams. Da sie den Bräutigam sah, wurde sie fröhlich über ihn, und als zuverlässig bestätigten sich die Worte der Vermittler; und sie haben herrliche Ehre29 vom Bräutigam aus gefunden. So auch wir: geworden sind uns die Apostel Vermittler und Nahebringer30 und sie haben uns erzählt über die Größe31 und die Ehre der Herrlichkeit unseres Herrn, und sie brachten ihm S. 69 Worte der Güte dar, und durch ihr Gebet brachten sie unser Gnadenflehen32 und unsere Bitten vor den Höchsten, und allen Willen33 unseres Herrn zeigten sie uns: wenn wir Keuschheit34 und Bescheidenheit35 und Reinheit36 und allen Willen37 des Bräutigams lernen,38 wann wir [dann] gehen [und] uns mit ihm vereinigen, wird er fröhlich über uns; und die Apostel haben von ihm herrliche Ehre39 gefunden, weil sie uns ermahnten und uns die Dinge40 des Bräutigams lehrten, und uns ihm als ein fröhliches Opfer41 darbrachten, und sie wurden unsertwegen geehrt. Denn es bezeugt Paulus selber und sagt:„Was wird unser Lohn sein oder [unsere] Freude oder die Krone des Rühmens, wenn nicht ihr vor unserem Herrn Jesus Christus bei seiner Ankunft?“42


  1. vereinigt. ↩

  2. = Ehebrecherin. „Hund“ läßt keinen Schluß dahin zu, daß es in der Vorlage gestanden habe (dann könnte nur griech. (xxx) in Frage kommen, da, soweit ich sehe, das syr. (xxx) in dem hier gebrauchten Sinne nicht vorkommt), weil es im Armen, für „Ehebrecherin“ nicht selten gebraucht wird. ↩

  3. Oder: von Anfang an. ↩

  4. ausgedrückt. ↩

  5. Lies: oskwov. ↩

  6. aber. ↩

  7. Es folgt noch ein i zard „zum Schmucke“; ich habe es ausgelassen und eine Übersetzung versucht, die mir den Sinn wiederzugeben scheint. ↩

  8. aber. ↩

  9. persönlich. ↩

  10. aber. ↩

  11. Was Christus letzten Endes an uns sucht, ist nicht der Schmuck unserer Seele, sondern unsere Seele selbst. ↩

  12. Die armen. Vorlage verläßt ebenfalls die Konstruktion. ↩

  13. wird. ↩

  14. unsere Seelen. ↩

  15. gezählt. ↩

  16. So (xxx) haben ohne Zweifel richtig die Herausgeber das (xxx) („Schönheit“) emendiert. ↩

  17. rätselartig. ↩

  18. 1Kor 13,12. ↩

  19. sie. - Doch wohl Christus, trotz des folgenden. Denn es ist schwer in glauben, daß die Schrift fröhlich wird, bezw. daß der Verfasser ein solches Bild gebraucht hat. ↩

  20. über. ↩

  21. Zustände, Ordnungen. ↩

  22. D.i. in unseren Augen. ↩

  23. Heiratsvermittler. ↩

  24. Größe. ↩

  25. Ruhm, Ehre. ↩

  26. Ordnungen. ↩

  27. Heiratsvermittler. ↩

  28. Willen. ↩

  29. Oder: ein Ehrengeschenk. ↩

  30. Heranbringer. ↩

  31. Reichtum. ↩

  32. Bitten, die Gott günstig stimmen, besänftigen sollen. ↩

  33. alle Wünsche. ↩

  34. Sittsamkeit, Nüchternheit. ↩

  35. Sittsamkeit. ↩

  36. Heiligkeit. ↩

  37. alle Wünsche. ↩

  38. Oder: „uns darin üben“. ↩

  39. Ehre der Herrlichkeit. ↩

  40. Angelegenheiten. ↩

  41. Opfer der Fröhlichkeit. ↩

  42. Wiederkunft. – 1Thess 2,19. ↩

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