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Werke Ephräm der Syrer (306-373) Erklärung des Evangeliums
III. Abhandlung

1.

Und, daß unser Erlöser gesagt hat: "Beim Gebete bleibet1 und bittet, daß euch die Flucht nicht im Winter werde und nicht am Tage des Sabbaths",2 [das] hat er wegen der Bitterkeit3 des offenbar werdenden Feindes4 gesagt, der über die Erde5 kommen wird. Und es halten Sabbath Himmel und Erde und alle Geschöpfe,6 so daß7 sein wird große Überstürzung8 und furchtbarer Lärm von Schreien, und Zittern und Beben auf der Erde, und es werden schlaff die Hände aller Menschen von dem Tumulte des furchtbaren Getöses. Deswegen sagt er: "Beim Gebete bleibet, daß euch die Flucht nicht im Winter werde und nicht am Tage des Sabbaths." Es sind nämlich über sie [die Erde] gekommen, angelangt Winter S. 86 und Sabbathstag. Und es ließ Gott Jerusalem Sabbath haben, und er schaffte seine Sabbathe9 ab und sein Gesetz und die Rechte seiner schlechten Einwohner am Ende der Vollendung der Tage seiner Kreuzigung.10 Und es wurde eine große Überstürzung11 und furchtbarer Lärm des Getöses, Angst und Schrecken über jenem Lande.12 Und es wurden schlaff die Hände der Jünger13 aus fürchterlicher Angst, und es wurde finster die Sonne. Deswegen sagt er: "Bleibt beim Gebete, daß ihr würdig werdet, zu entrinnen aus allem jenem, was sein wird".14 Wie auch in seinen Tagen, als ihn die Juden ans Kreuz schlugen, ein furchtbares Getöse von Lärm entstand, Angst und Furcht und Flucht und Zittern der Jünger wegen ihres Herrn, so auch wird, wenn uns jener Tag antrifft, über uns große Bedrängnis15 kommen und furchtbares Stimmengetöse und Furcht und Schrecken, Aufregung16 und Verfolgung, Kummer und Mutlosigkeit wegen unseres Herrn. Und wie es für jene außerdem [der Fall] war, daß der Anbruch des Morgens ihnen nahe war wegen der Verheißung der Freude17 ihres Herrn,18 so auch ist uns, wenn wir zu jenem Tage gelangen, der Anbruch des Morgens nahe in der Verheißung19 und Freude unseres Herrn, wie auch unser Erlöser gesagt hat: "Wegen der Auserwählten werden abgekürzt werden jene Tage".20

Und das wieder, daß er sagt: „Es wird sein ein Herausgehen der Seelen21 der Menschen vor Aufregung der Furcht und bei dem fürchterlichen Stimmengetöse, [das] wie das Meer [ist], wenn es erregt ist“,22 so hat uns unser Erlöser inbezug darauf gewarnt, weil es ihm unsertwegen wehtat.23 Und wie ein Mensch Feuer in seinem Hause im Innern eingräbt und selbst auf dem Obergeschosse24 des Hauses schläft, und viel Rauch sich entwickeln25 wird, und der Rauch bis zu ihm emporsteigen S. 87 und gelangen wird durch die Öffnungen der Decken und durch die Spalten26 der Decke,27 und das Haus von Rauch erfüllt wird, und der Mensch in seiner furchtbaren Angst erwachen und in seinem Sinne sagen wird: „Weh mir! Was für ein Unfall ist mir zugestoßen! Das Feuer, das ich eingegraben hatte, hat sich wohl28 wieder entzündet“: so auch wird Satan das Feuer gewahr, das für ihn inwendig in der Hölle eingegraben ist, daß es entzündet wurde zum Verbrennen; deswegen rast und wütet er, um die Menschen zu töten und zu verderben, er selbst mit seinen Heerscharen.29

Deswegen hat uns unser Herr befohlen und er sagt: „Wenn sie euch sagen werden: Siehe, Christus ist hier oder er ist dort, geht nicht hinaus, damit ihr nicht fortgerissen30 werdet“.31 Zum Beispiel waren nirgendwo die Jünger der Juden wegen, da sie jenen ans Kreuz schlugen, [zu sehen], aber als er von den Toten auferstanden war, da zeigten sie sich32 und entkamen jenen, die sie morden wollten,33 und sie sahen ihn. Deswegen müssen wir, eher als der Mensch der Ungerechtigkeit34 sich erhebt, die Menschen lehren und ermahnen [bezüglich] seiner Schritte35 und Listen,36 die er vorbereitet37 hat, um sie auf Erden auszuführen; denn er macht sich zu einem Gott Ähnlichen durch alle Zeichen und Wunder; denn er [nämlich Gott] schickt ihn wegen der Heimsuchung38 der Erde. So gibt Gott ihm Herrschaft, wie auch Daniel selbst gesagt hat: „Über alle Götter und Dämonen der Verehrung wird er sich erheben“.39 Und er erhebt sich40 durch Stolz,41 Zeichen und Wunder, Lügen und Versuchungen.42 So hat auch unser Erlöser S. 88 gesagt: „Wenn er es wird möglich machen können, verführt er viele von den Auserwählten“.43


  1. steht. ↩

  2. Mt 24,20. ↩

  3. Härte. ↩

  4. Oder: wegen der offenbar werdenden Bitterkeit des Feindes. ↩

  5. das Land. ↩

  6. Vgl. Aphraates 572, 16. Unser Autor faßt Sahbath als den Tag auf, dem der ewige Sonntag folgt und an dem Himmel und Erde und alles zur Ruhe kommt, d. i. wie das folgende zeigt, aufhört. Die Exegese der Stelle beruht also auf dem Wortspiel von (xxx) und (xxx). Vgl. auch Ephräms Kommentar zu Tatians Diatessaron (Moes. 214 f.): "Hiems enim quies est omnis laboris unius anni, et sabbatum quies Septem dierum, id est, quies in die adventus eius, ut in alio loco dicitur: Hucusque stat sabbatum Dei (Hebr 4,9), quia sabbatum finis est operum". ↩

  7. denn. ↩

  8. Bestürzung. ↩

  9. D.i. nach Ausweis des armen. Textes: "die Sabbathe Jerusalems. ↩

  10. Wie auch aus dem folgenden erhellt, sind unserem Verfasser gemäß in der eschatologischen Rede Jesu (Mt 24 und Parallelen) zusammengeflossen Bilder von den Ereignissen bei der Kreuzigung Jesu und von denen das Jüngsten Tages. Von der Zerstörung Jerusalems ist zunächst nicht die Rede. Vgl. Ephräm (Moes. 216): "Alii dicunt, ad solos Apostolos hacc dicta esse, ut, si feria sexta sol defecturus sit, confortarentur". ↩

  11. Bedrängnis. ↩

  12. Gegend. ↩

  13. Schüler. ↩

  14. Lk 21,36. ↩

  15. Überstürzung. ↩

  16. Aufstand. ↩

  17. = freudige Verheißung. ↩

  18. Vgl. etwa Joh 14,28 f.; 16,16 ff.; Mt 20,19; Mk 10,34; Lk 18,33. ↩

  19. Botschaft. ↩

  20. Mt 24,22. ↩

  21. Geister. ↩

  22. aufgeregt wird. – Lk 21,25. ↩

  23. weil wir ihn dauerten. ↩

  24. Dache. ↩

  25. Wörtlich: rauchen. ↩

  26. Risse. ↩

  27. des Daches. ↩

  28. sicher. ↩

  29. Das tertium comparationis erkennt man, wenn man sich vergegenwärtigt, daß einzelne Kirchenväter (Justin, Irenäus, Eusebius, Epiphanius u. a.) der Meinung waren, erst beim jüngsten Gerichte würden die Dämonen der Hölle überantwortet. Siehe z. B. Simar, Lehrbuch der Dogmatik 4, 339. Auf syrischem Boden scheint Isaak von Antiochien (gest. um 460) diese Meinung geteilt zu haben. Siehe Landersdorfer, Ausgewählte Schriften der syrischen Dichter usw., Kempten und München 1913, 86 (186). An unserer Stelle ist Satan auf der Erde, d. i. der Decke, dem Dach der Hölle, durch das der Höllenqualm, für den Satan erkennbar, empordringt. ↩

  30. fortgetragen. ↩

  31. Lk 17,23; merkwürdig ist, daß diese Stelle zitiert ist, statt Lk 21,8; Mt 24,23; Mk 13,21. ↩

  32. wurden sichtbar. ↩

  33. ihren Mördern. ↩

  34. Vgl.2Thess 2,3. ↩

  35. Wandel, Betragen, Verfahren. ↩

  36. Betrügerei, Zauberei. ↩

  37. zurecht gemacht. ↩

  38. Bedrängung. ↩

  39. Oder: wird erhört werden. Dan 11,36. ↩

  40. steigt empor. ↩

  41. Anmaßung. ↩

  42. Vgl. 2 Thess 2,9. ↩

  43. Mt 24,24. ↩

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