15.
In der Stadt war eine vornehme, christliche Frau, deren Andenken zum Segen sei, deren Namen wir in einem der Kapitel geschrieben1. Sie ehrte die Zeugen Gottes und alle, die in Arbel um Christi willen gefangen waren, erhielt sie mit ihrem (Vermögen). Als sie hörte, daß die Zeugen Gottes so bedrängt waren, ließ sie den Gefängnisvorsteher2 zu sich kommen und bat ihn mit vieler Bestechung, daß sie zu ihr kommen (dürften), damit sie sie sehe. Er versprach es ihr, trotzdem er fürchtete. Sie sendete nun ihre Knechte, die sie nachts in ihr Haus brachten. Sie nahm Linnen, verband mit eigener Hand ihre Wunden, legte ihren Mund auf ihre gebrochenen Hände und zerrissenen Arme, küßte sie und weinte schluchzend über die Qual dieser beiden heiligen Greise, die gleichsam ohne Bewegung und Leben vor ihr lagen. Joseph sprach: „Nicht wie eine Vollkommene handelst du, da du über mich weinst," Sie sprach: „Nicht über euren Tod, Herr, weine ich. Denn es wäre mir eine große Freude, wenn ihr bereits getötet wäret. Sondern darüber bin ich betrübt, daß ihr in dieser bitteren Pein verbleibt." Er sprach: "Diese Pein ist nur Erquickung. Denn der Herr sagt3: ,Wie schmal und eng ist der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden.‘ Und4: ,Wer aushält bis zum Ende, S. 129 wird leben." Und der Apostel bezeugt von sich selbst5: ‚Dreimal wurde ich gegeißelt, einmal gesteinigt‘ und (er sagt6, daß Leute in großer Pein waren, deren die Welt nicht wert war. Freue dich als Gläubige, wenn der Kampf der Christen lange dauert und sie aushalten; denn (dadurch) mehrt sich ihr Lohn und mehrt sich ihre Krone." Als der Morgen kam, brachte man sie (wieder) in das Gefängnis und sie waren dort sechs Monate in unsäglicher Pein bis zum Monat Nisan (April).
G.1 2 3: τὸ ὄνομα αὐτῆς ἐγνωρίσαμεν ἐν ἐτέρῳ μαρτυρολογίῳ Ἰησδανδούχ; G.4: ἐν ἑτέρᾳ συγγραφῇ . . . Εἰσδανδούλ. Vgl. oben S. 97 ff. ↩
Ähnliches kam auch sonst vor. Vgl. Acta s. Sirae: „"Während sie im Gefängnis bewaξht wurde, kam der Tag, an dem alljährlich die Synaxis der Märtyrer in einem Hause der Seligen außerhalb der Stadt gefeiert wird. Die h. S. wünschte nachts hinzugehen und heimlieh die Vigil (παινοχίς) zu sehen. Einige Gläubige bestachen die Wächter, sie aus der Haft zu entlassen. Nachdem sie die Kleider gewechselt und hingekommen war, stand sie an einem verborgenen Platz, die göttliche Psalmodie zu hören." Act. SS. Mai IV, 178 f. Vgl. auch unten No. XV 17. ↩
Matth. 7, 14. ↩
Ebd. 10, 22. ↩
2 Kor. 11, 25. ↩
Hebr. 11, 38. ↩
