1. Kap. Die Erscheinung auf dem Felde.
1. Was ich schaute, Brüder, verhält sich so. 2. Als ich oftmals gefastet und den Herrn gebeten hatte, dass er mir die Offenbarung enthülle, die er mir durch jene alte Frau zu zeigen versprochen hatte, da erschien mir mitten in der Nacht jene Frau und sagte mir: „Da du so mangelhaft unterrichtet bist und so begierig, alles zu erfahren, so komme auf das Feld, wo du Korn bauest, und um die fünfte Stunde werde ich dir erscheinen und dir zeigen, was du sehen musst.“ 3. Ich fragte sie: „Herrin, wo auf dem Felde?“ „Wo du willst“, sprach sie. Ich wählte einen schönen, etwas zurückgelegenen Platz. Bevor ich aber sie anreden und ihr den Ort bezeichnen konnte, sagte sie: „Ich komme dorthin, wohin du willst.“ 4. Ich begab mich also, Brüder, auf das Feld, zählte die Stunden, kam an den Platz, den ich ihr als Treffpunkt bezeichnet hatte, und sah eine Bank aus Elfenbein dastehen, und über der Bank lag ein leinenes Kopfkissen, und über dem Linnen war ein feines, flächsenes Tuch gebreitet. 5. Als ich dies daliegen und niemand an dem Orte sah, geriet ich in Verwirrung, und es überkam mich wie ein Zittern, und die Haare stiegen mir zu Berge. Wie ein Schauern kam es mich an, weil ich allein war. Als ich wieder zu mir gekommen war, als ich an Gottes Herrlichkeit mich erinnert und wieder Mut gefasst hatte, fiel ich auf die Knie und bekannte dem Herrn abermals meine Sünden, wie früher. 6. Da kam sie mit sechs Jünglingen, die ich auch früher schon gesehen hatte, trat neben mich und hörte zu, wie ich betete und dem S. 187 Herrn meine Sünden bekannte. Und indem sie mich berührte, sprach sie: „Hermas, höre auf, nur immer wegen deiner Sünden zu beten; bete auch um die Gerechtigkeit, damit du von ihr einen Teil in dein Haus bringest.“ 7. Dann richtete sie mich auf an der Hand und führte mich zu der Bank und sagte zu den Jünglingen: „Gehet fort und bauet.“ 8. Und als die Jünglinge sich entfernt hatten und wir allein waren, begann sie zu mir: „Setze dich hierher!“ Ich erwiderte ihr: „Herrin, lass die Älteren zuerst Platz nehmen.“ „Was ich dir sage“, fuhr sie fort, „setze dich!“ 9. Als ich mich dann auf die rechte Seite setzen wollte, gab sie es nicht zu und winkte mit der Hand, dass ich mich auf die linke Seite setzen solle. Dann sann ich darüber nach und war mißstimmt, weil sie mich nicht rechts hatte sitzen lassen. Sie sagte dann: „Bist du traurig, Hermas? Der Platz zur Rechten gehört anderen, die Gott ganz wohlgefällig sind und um seines Namens willen gelitten haben; dir fehlt noch viel, bis du dich zu ihnen setzen darfst. Aber verbleibe in der Aufrichtigkeit, wie du sie hast, und du wirst bei ihnen Platz nehmen, ebenso alle, welche die Werke jener tun und ertragen, was auch jene ertragen haben.“