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Werke Aristides von Athen (50-134) Apologia

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Apologie (BKV)

12.

1. Die Ägypter aber, weil einfältiger1 und unvernünftiger als alle Völker auf Erden, haben ärger denn alle geirrt. Denn nicht genügten ihnen die Heiligtümer der Barbaren2 und Griechen, sondern sie haben auch solche tierischer Natur3 eingeführt und von ihnen behauptet, sie seien Götter, sogar gewisse Kriechtiere4 auf dem Lande und im Wasser. Auch von gewissen Pflanzen und dem jungen Grün haben sie behauptet, daß sie Götter seien, und haben sich geschändet durch allerlei Tollheit und Ausschweifung ärger als alle Völker auf Erden. S. 43

2. Anfangs verehrten sie nämlich die Isis und behaupteten, sie sei eine Göttin, die ihren Bruder Osiris zum Manne hatte. Nach der Ermordung des Osiris durch seinen Bruder (Seth-) Typhon sei Isis mit ihrem Sohn Horus nach Byblos in Syrien geflohen und habe dort eine Zeitlang geweilt, bis ihr Sohn Horus herangewachsen war und (dann) mit seinem Oheim Typhon kämpfte und ihn erschlug. Dann sei Isis heimgekehrt, sei mit ihrem Sohne Horus auf der Suche nach der Leiche ihres Gatten Osiris umhergezogen und habe bitterlich über seinen Tod geklagt5. 3. Wenn nun Isis eine Göttin ist und ihrem Bruder und Gatten Osiris nicht helfen konnte, wie kann sie dann andern helfen? Es ist doch unmöglich, daß die göttliche Natur sich fürchte und flüchte, oder weine und klage; sonst ist sie schon sehr elend.

4. Und von Osiris behaupten sie, daß er ein nutzbringender Gott sei. Er wurde aber von Typhon ermordet, ohne sich selbst helfen zu können; es ist nun klar, daß solches von einer Gottheit nicht ausgesagt werden kann.

5. Ferner behaupten sie von seinem Bruder Typhon, daß er, der Brudermörder, ein Gott sei, der von seines Bruders Sohn und (jugendlicher) Gemahlin6 erschlagen wurde, ohne sich selbst helfen zu können. Wie mag denn einer, der sich selbst nicht helfen kann, ein Gott sein?

6. Die Ägypter aber, weil unverständiger als die übrigen Völker, haben sich nicht mit diesen und ähnlichen Göttern begnügt, sondern haben sogar den Tieren, die doch nur eine (sinnliche) Seele haben7, den Namen Götter beigelegt. 7. Denn manche von ihnen S. 44 beten das Schaf an, einige den Ziegenbock, andere das Kalb, manche das Schwein, andere den Wels, einige das Krokodil, den Falken, die Taube8 und Weihe, den Geier, Adler und Raben. Manche beten die Katze an, andere den [Fisch] Barsch (?), einige den Hund, manche die (Horn-) Viper9, einige die Schildotter10, andere den Löwen, wieder andere den Knoblauch, die Zwiebeln und Akazien, andere endlich den Leopard11 u. dgl. m. 8. Und nicht merken die Elenden bei all diesen Dingen, daß dieselben nichts sind, obgleich sie täglich an ihren Göttern sehen, wie sie von Menschen, ja ihresgleichen verzehrt12 und vernichtet werden, während manche verbrennen, andere verenden, verwesen und zu Dünger werden. Und nicht sehen sie ein, daß sie auf vielerlei Art zugrunde gehen.

9. Nicht sahen also die Ägypter ein, daß solche (Wesen) keine Götter sind, die sich selbst keine Rettung bringen können. Sind sie also zu ihrer eigenen Rettung zu ohnmächtig, woher nehmen sie dann die Kraft zur Rettung ihrer Anbeter? Einen größeren Irrtum haben also die Ägypter begangen als alle Völker auf Erden13.


  1. schlimmer S. Vgl. dagegen Klemens v. Al., Protrept.2. ↩

  2. Chaldäer G. ↩

  3. auch noch unvernünftige Tiere G; vgl. Weish. 15,18; Justin, Apol. I 24,1. ↩

  4. Sibyll., Pr. 66; Röm. 1,23; Petruspred.: Strom. VI 5,40; s. unten § 7. ↩

  5. Nach Plutarch (De Is. et Osir. 14 ff.), dem G folgt, nimmt Isis diese Suche sogleich nach dem Tod des Osiris auf. ↩

  6. S ungeschickt: Braut. ↩

  7. Vgl. Offb. 8,9. G einfach: den unvernünftigen Tieren. – Die Kultgegenstände der Ägypter führt von den christlichen Autoren noch am vollständigsten auf der alexandrinische Klemens, Protr 2 und Strom. V 7; vgl. aber auch Petruspr.: Strom. VI 5,40; Justin, Apol. I 24,1; Athenag., Bittschr. 1; Theophil. I 10; Apollonius-Akten 17,21. ↩

  8. Die Lieblingsbeute des Wanderfalken. ↩

  9. Ägypt. fi, drum Hieroglyphe für f. ↩

  10. Die sogen. Uräus-Schlange, ägypt. ara, zugleich Hieroglyphe für Göttin. ↩

  11. nemra, von dessen Verehrung nur Aristides (S) weiß. In altägyptischen Darstellungen sehen wir übrigens die Priester mit Leopardenfellen angetan. Geffcken (S. 776) erinnert an dan Fisch πάρδαλις bei Aelian, Hist. anim. XI 24. Vielleicht darf man aber nemsa „Ichneumon“ lesen. ↩

  12. Vgl. Petruspred.: Strom. VI 5,40. ↩

  13. Einen großen Irrtum haben also die Ägypter, Chaldäer und Griechen begangen, indem sie solche Götter einführten, davon Bildsäulen machten und die stummen, gefühllosen Götzen vergötterten. ↩

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The Apology of Aristides the Philosopher - Translated from the Syriac

XII.

The Egyptians, moreover, because they are more base and stupid than every people that is on the earth, have themselves erred more than all. For the deities (or religion) of the Barbarians and the Greeks did not suffice for them, but they introduced some also of the nature of the animals, and said thereof that they were gods, and likewise of creeping things which are found on the dry land and in the waters. And of plants and herbs they said that some of them were gods. And they were corrupted by every kind of delusion and defilement more than every people that is on the earth. For from ancient times they worshipped Isis, and they say that she is a goddess whose husband was Osiris her brother. And when Osiris was killed by Typhon his brother, Isis fled with Horos her son to Byblus in Syria, and was there for a certain time till her son was grown. And he contended with Typhon his uncle, and killed him. And then Isis returned and went about with Horos her son and sought for the dead body of Osiris her lord, bitterly lamenting his death. If then Isis be a goddess, and could not help Osiris her brother and lord, how can she help another? But it is impossible that a divine nature should be afraid, and flee for safety, or should weep and wail; or else it is very miserable.

And of Osiris also they say that he is a serviceable god. And he was killed by Typhon and was unable to help himself. But it is well known that this cannot be asserted of divinity. And further, they say of his brother Typhon that he is a god, who killed his brother and was killed by his brother's son and by his bride, being unable to help himself. And how, pray, is he a god who does not save himself ?

As the Egyptians, then, were more stupid than the rest of the nations, these and such like gods did not suffice for them. Nay, but they even apply the name of gods to animals in which there is no soul at all. For some of them worship the sheep and others the calf; and some the pig and others the shad fish; and some the crocodile and the hawk and the fish and the ibis and the vulture and the eagle and the raven. Some of them worship the cat, and others the turbotfish, some the dog, some the adder, and some the asp, and others the lion; and others the garlic and onions and thorns, and others the tiger and other such things. And the poor creatures do not see that all these things are nothing, although they daily witness their gods being eaten and consumed by men and also by their fellows; while some of them are cremated, and some die and decay and become dust, without their observing that they perish in many ways. So the Egyptians have not observed that such things which are not equal to their own deliverance, are not gods. And if, forsooth, they are weak in the case of their own deliverance, whence have they power to help in the case of deliverance of their worshippers? Great then is the error into which the Egyptians wandered;--greater, indeed, than that of any people which is upon the face of the earth.

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