50. Weissagung des Isaias über Christi Leiden und Verherrlichung.
Daß er aber auch, für uns Mensch geworden, Schmerzen und Schande ertragen wollte und wieder in Herrlichkeit erscheinen wird, darüber hört folgende Weissagungen: „Dafür, daß sie seine Seele in den Tod gegeben haben und er unter die Missetäter gerechnet ward, hat er die Sünden vieler auf sich genommen und wird sich mit den Übeltätern aussöhnen. Denn siehe, mein Knecht wird weise sein und wird erhöht und verherrlicht werden gar sehr. Gleichwie viele über dich entsetzt sein werden - so mißachtet wird seitens der Menschen deine Gestalt und dein Ruf unter den Menschen sein -, so werden viele Menschen staunen und Könige ihren Mund zuhalten; denn die, denen nichts von S. 117 ihm gemeldet worden war, werden sehen, und die nichts gelernt hatten, werden verstehen. Herr, wer hat unserer Kunde Glauben geschenkt, und wem wurde der Arm des Herrn enthüllt? Wir haben vor ihm Botschaft gebracht wie ein Kind1, wie eine Wurzel in dürstender Erde. Er hat nicht Gestalt noch Ansehen; wir sahen ihn und er hatte weder Gestalt noch Schönheit, vielmehr war seine Gestalt unansehnlich und verschwindend im Vergleich mit den Menschen. Als ein Mensch, der geschlagen zu werden und Schwäche zu ertragen gewohnt war, wurde er, weil sein Antlitz abgewandt war, beschimpft und mißachtet. Dieser trägt unsere Sünden und jammert um uns, und wir meinten, er sei in Mühe, Schmerz und Pein. Aber um unserer Missetaten willen ist er verwundet und wegen unserer Sünden ist er elend geworden; unseres Friedens wegen liegt die Züchtigung auf ihm, durch seine Striemen wurden wir geheilt. Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, ein jeder wich ab von seinem Wege; er der Herr hat ihn geopfert unseren Sünden und er selbst tut ob der Peinigung seinen Mund nicht auf. Wie ein Schaf wurde er zur Schlachtbank geführt und, wie ein Lamm vor seinem Scherer stumm ist, so tut er seinen Mund nicht auf. In seiner Erniedrigung wurde sein Gericht aufgehoben“2. Nach seiner Kreuzigung fielen nämlich auch alle seine Vertrauten von ihm ab und verleugneten ihn3; später aber nach seiner Auferstehung, als er ihnen erschienen war und er sie in das Verständnis der Prophezeiungen, in denen das alles als zukünftig vorhergesagt war, eingeführt hatte, und als sie ihn in den Himmel hatten auffahren sehen, Glauben gewonnen, die ihnen dorther von ihm gesandte Kraft empfangen hatten und zu allen Nationen der Menschheit ausgezogen waren, da haben sie das gelehrt und sind Apostel genannt worden.
Justin versteht diese Stelle, die im Hebräischen anders lautet, von der Predigt der Apostel. ↩
Is. 52,12 – 53,8; Justin folgt auch hier der schlechteren Lesart der LXX; des Hebräischen scheint er nicht mächtig gewesen zu sein. ↩
Das meldet Justin auch Dial. c. 53 und 106; die kanonischen Evangelien haben nichts davon. ↩
