7.
S. 210 1. In allem nützt der Herr und in allem hilft er sowohl als Mensch wie auch als Gott: unsere Sünden vergibt er uns als Gott; nicht zu sündigen, lehrt er uns nach und nach als Mensch. Und begreiflicher Weise ist der Mensch Gott lieb, da er ja sein Geschöpf ist. Und alles andere hat Gott durch sein bloßes Machtwort geschaffen, den Menschen aber hat er mit seiner eigenen Hand gebildet 1 und ihm auch ein Stück seines eigenen Wesens eingehaucht. 2
2. Das Wesen also, das von ihm und nach seinem Bilde geformt worden ist, ist entweder von Gott selbst geschaffen worden, weil es seiner selbst wegen für Gott wünschenswert war, oder es ist von ihm gebildet worden, weil es eines anderen wegen wünschenswert war.
3. Wenn nun der Mensch seiner selbst wegen wünschenswert war, so hat Gott, da er gut ist, etwas Gutes liebgewonnen; und das Mittel, Liebe zu erwecken (der Liebeszauber), ist innen im Menschen, eben das, was wir den Hauch Gottes nennen. Wenn aber der Mensch des anderen wegen wünschenswert gewesen ist, so hatte Gott keine andere Veranlassung, ihn zu schaffen, als die, daß es ohne ihn nicht möglich gewesen wäre, daß einerseits Gott ein guter Schöpfer wurde und andererseits der Mensch zur Erkenntnis Gottes gelangte; denn sonst, wenn der Mensch nicht gewesen wäre, hätte Gott das nicht geschaffen, dessentwegen der Mensch geworden ist: und Gott ergänzte die Kraft, die er in sich verborgen hatte, das Wollen, durch die äußere Macht des Schaffens, indem er vom Menschen nahm, was die Erschaffung des Menschen veranlaßte; und was er hatte, sah er, und was er wollte, geschah; es gibt aber nichts, was Gott nicht vermag.
