14.
1. Diese Tugenden sind, das behaupte ich, ein Gott „wohlgefälliges Opfer“,1 da die Schrift ein demütiges Herz, das auch das richtige Wissen besitzt, ein „vollkommenes Opfer für Gott“ nennt2 und jeder Mensch, der zur Heiligkeit erhoben wurde, zu einer untrennbaren Einheit (mit Gott) verklärt wird.
2. Denn das Evangelium und die Apostel verlangen, daß wir uns selbst gefangennehmen3 und uns selbst töten,4 indem wir „den alten Menschen, der sich durch die bösen Lüste zugrunde richtet“,5 töten und „den neuen Menschen“6 aus dem Tode des alten verkehrten Wandels7 auferwecken, indem wir die Leidenschaften von uns ablegen und sündlos werden.
3. Das ist es also, was auch das Gesetz lehren wollte, wenn es S. c21 befahl, daß der Sünder getötet werde,8 nämlich daß er vom Tode ins Leben, das heißt in die aus dem Glauben erwachsende Freiheit von Leidenschaften, versetzt werden solle.
4. Aber die Erklärer des Gesetzes haben dies nicht verstanden, sondern hielten das Gesetz für streitsüchtig und gaben so denen, die es grundlos verdächtigen wollen, einen Anlaß dazu.
5. Aus diesem Grunde bringen wir mit Recht Gott keine Opfer dar, weil er bedürfnislos ist und allen alles geschenkt hat; wir preisen aber den für uns Geopferten und opfern uns selbst zu immer größerer Bedürfnislosigkeit und zu immer völligerer Freiheit von Leidenschaften.
6. Denn Gott freut sich nur über unser Heil, Mit Recht unterlassen wir es also, dem Opfer darzubringen, der nicht durch Genüsse gewonnen werden kann, da ja der aufsteigende Opferrauch diejenigen, die er überhaupt erreicht, irgendwo unten und nicht einmal in der Höhe der dichtesten Wolken, ja noch weit von ihnen entfernt, erreicht.